Die ungarische Tiefebene. 55
Ziegt hier von Mohacs an der Donau und von Zenta an der
'Theiß herab Schlachtfeld an Schlachtfeld. — d) Durch das
dritte Hauptthor bei den Quellen der Theiß kamen
die Ungarn selbst, indem sie die Karpathen überstiegen und sich
in das Thal der Theiß ergossen. Vor ihnen kamen auch dieses
Weges die Hunnen und unzählige andere Völker, und nach ihnen
folgten auf eben dieser Bahn die Kumauen, die Tataren, die
schon vor den Türken das Land in Asche legten. — Zwischen
diesen drei Thoren spielt die ganze äußere Geschichte Ungarns.
3. Äie ungarische Tiefebene.
a) Bodengestalt, b) Anbau, c) Städte, d) Pußten.
a) Großartiger und einförmiger als die westlichen Land-
schaften tritt uns die eigentliche niederungarische Tiefebene (östl.
der Donau) entgegen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß
wir es hier mit dem trocken gelegten Boden eines ehemaligen
Binnensees zu thun haben, der die weite Fläche bedeckte, bis
der Felsriegel, welcher gegen Rumänien hin das Becken abschloß,'
irrt Laufe der Zeit soweit durchsägt wurde, daß durch die Felsen-
gasse des „Eisernen Thores" der aufgestauten Wassermasse ein
Ausweg gebahnt wurde. Das Land trocknet mehr und mehr
aus, und weite Sumpfstrecken sind in historischer Zeit der-
schwunden. So erscheint nun der Boden des Landes als eine
wagrechte, einförmige Ebene, über der sich nur hier und da flache
Sandrücken, wie Dünen an der Meeresküste, erheben. Trägen
Laufes, zahlreiche Inseln bildend, kaum von Ufern eingeschlossen,
durchströmen die Flüsse den lockeren Boden. Ein dichtes Schilf-
dickicht und hin und wieder auch ein schmaler Streifen Hoch-
wald verstecken den Spiegel der Flüsse vor den Augen der
Reisenden. Die pflanzlichen Moderstoffe, die sie mit sich führen,
ernähren eine Unzahl von Fischen *), und diese gewähren wieder
den zahllosen Schwärmen der Sumpfvögel leichte Nahrung.
So sammelt sich das Leben an diesen großen Adern des Lan-
des. — fo) Der Boden entwickelt fast überall eine ungewöhn-
liche Fruchtbarkeit; neben unseren europäischen Getreidearten wird
_ *) Ein ungarisches Sprichwort sagt: „Die Theiß besteht zu einem
Drittel aus Wasser und zu zwei Dritteln aus Fischen."