Schleswig-Holstein. 135
schleichen sich Pflanzen auf den in dünnen Schichten sich er-
hebenden Schlamm (Schlick, Klein), nieten ihn fest und strecken
ihre schützenden Arme über ihn aus, bis der hervorsprießende
weiße Klee anzeigt, daß der Mensch hinzutreten und durch das
goldene Band des Deiches den neuen Grund an den alten ketten
darf. Eine ähnliche Bildung vollzieht sich da. wo die Elbe im
langsamen Strom des breiteren Bettes, von Wedel an, teilweise
die vom Riesen- und Erzgebirge entführte fruchtbare Thonerde
au den flachen Ufern ihres unteren Stufenlandes als Hasel-
dorfer-, Wüster- und Krempermarsch absetzt. Auch hier tritt
die sichernde und erhaltende Hand des Menschen hinzu und
schützt die schlammbefruchtete Küste durch kostbare Deiche vor
der Verheerung der Sturmfluten. — c) Die Marschen der
Westküste erstrecken sich von Wedel an bis etwa nach Tondern;
von hier an zieht sich am Meeresstrande entlang gleich einer
Gebirgskette im Kleinen eine Dünenreihe hin, zusammen-
gewehte Sandhaufen, von ferne wie gezackte Felsreihen sich
ausnehmend, steil nach der Meeresseite, landeinwärts sanft sich
abdachend. Diese natürlichen Dämme, die nieist über 10 in hoch
sich erheben, sind dnrch mehr oder minder tiese Qnerthäler in
einzelne Hügel, und an den breiteren Stellen dnrch Längenthäler
in mehrere Dünenreihen zerschnitten. Manche dieser Thäler,
besonders auf Sylt und Amrum, sind mit Sumpfpflanzen und
Beerensträuchern bewachsen; meistens findet man jedoch nur
Schilfgras und Strandhafer, von denen der letztere vielfach an-
gepflanzt wird, um dem beweglichen Sande Festigkeit zu geben.
Denn Wind und Wasser halten den Sand in beständiger Be-
wegnng: dieses wälzt sich unablässig gegen den Fuß der Dünen,
sie allmählich untergrabend, schwingt sich auswärts und stürzt
schäumend von einer oft 7 m betragenden Höhe zurück, wobei
es die genugsam ausgehöhlten Kuppen mit hinabreißt; jener
wirbelt den Sand wieder empor und sührt ihn an der äußeren
steilen Wand zur Spitze der nach innen abgeschrägten Dünen-
fläche, wo er, nun gegen den Wind geschützt, durch die Ein-
Wirkung der Schwere hinabrollt. So wandern an vielen Stellen
die Dünen langsam, aber stetig landeinwärts, in einzelnen
Jahren kaum bemerkbar, in andern bei anhaltenden heftigen
Stürmen um mehrere Ruten; und in demselben Maße, wie die
Dünen einrücken, spült auch das ewig uageude Meer den Unter-
grund des fetten Thonbodens weg, den es südwärts wieder