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8* Der Dom.
1. Neben der Knabenmittelschule liegt der Dom; er ist von dem
Schulhose nur durch eine Mauer getrennt. Wir sehen täglich seine
beiden Türme, sein mächtiges Dach und seine hohen Fenster, und hören
das Geläut der Glocken, das von den Türmen herab über die Stadt
schallt. Nun wollen wir den Dom besuchen. Durch den nördlichen,
nach der Mittelschule zu gelegenen Eingang betreten wir zunächst den
Domhof. Er diente früher als Begräbnisplatz. Unter den schattigen
Bäumen, von Fliederbüschen bedeckt, liegen die Gräber, manche noch
sorgfältig gepflegt, andere schon mit eingesunkenem Hügel und geneigtem
Grabkreuz. In der Mitte des Hofes steht eine mächtige Linde, die
sicher schon einige hundert Jahre alt ist und manche Veränderungen
des Domes miterlebt hat. Unser Weg führt uns dann zuerst in ein
Nebengebäude des Doms, in das sogenannte Kapitelhaus, in dem jetzt
der Domkirchendiener wohnt, das aber früher einen Saal enthielt, worin
die Domgeiftlichen ihre Versammlungen abhielten; diese Versammlungen
nannte man Kapitel, daher der Name Kapitelhaus. In dem Kapitel-
hause geht ein Gang entlang, der früher wohl mit der Erde draußen
in gleicher Höhe lag, jetzt aber einige Stufen tiefer liegt, da die Erde
draußen durch allerlei Schutt sich erhöht hat. Eine niedrige Mauer
mit daraufstehenden Säulen schließt den Gang nach außen hin ab.
Nach oben hin waren die Säulen durch Bögen miteinander verbunden,
so daß der obere Zwischenraum ähnlich wie der obere Teil der Fenster
am Dom aussah. Diese Bögen sind zum größten Teil zerstört. Der
Gang setzte sich früher an der jetzigen Mauer im Norden entlang fort
und ging von hier wieder nach der Kirchenecke (vor den Türmen) hin,
so daß von dem Gange ein Viereck eingeschlossen war. Dieser Gang
hieß der Kreuz gang; in ihm gingen die Geistlichen spazieren. Von
dem jetzigen Kreuzgange aus betreten wir die Kirche. In der Mitte
gehen zwei Säulenreihen entlang, die die Decke tragen. Diese ist ge-
wölbt. Die hohen Fenster endigen in einem Spitzbogen. Der östliche
Teil der Kirche ist der Chor. Er ist viel schmäler als der übrige
Kirchenraum und etwas erhöht. Hier ist der Hauptaltar des Doms.
An den Wänden des Chors sind sechs Bildsäulen, die vielleicht drei
deutsche Könige mit ihren Frauen darstellen sollen. Einen besonderen
Schmuck bilden die reich geschnitzten Chorstühle aus Eichenholz. Unter
dem Chor liegt die Unterkirche (Krypta). Auch hier sind zwei Säuleu-
reihen, die die gewölbte Decke tragen. In der Unterkirche befindet sich
ein Steinaltar und das Grabmal des Domgeistlichen Friedrich von
Byla (gest. 1327).
2. Unser Dom ist eine katholische Kirche. Er ist die älteste Kirche
der Stadt und beinahe 1000 Jahre alt. Freilich ist das jetzige Ge-
bände nicht mehr das erste und ursprüngliche; der Dom ist mehrere
Male abgebrannt oder sonst zerstört, beim Aufbau wurde er dann