148 Anleitung zur gründlichen Erteilung des Unterrichts in der Heimatkunde.
Die Anknüpfungspunkte im Gedankenkreise der Schüler werden so selten,
die Genauigkeit der schon vorhandenen Vorstellungen wird so zweifelhaft,
daß wir das Heimatland, wenn wir uns über die Wahl der Lehrform ent-
scheiden wollen, am besten als eine noch vollständig fremde Landschaft
betrachten. Der Unterricht hat alsdann zuerst die Aufgabe zu lösen, das neue
Gebiet anschaulich vorzuführen, d. h. auf eine Weise, die das Selbst-
erleben uud Selbstseheu der Schüler möglichst ersetzt. Die Reiseschilderuug
ist die beste Lehrform zur Vorführung der Teile der Heimat, die der Schüler
nicht mehr selbst durchwandern, nicht mehr mit eignen Augen schauen kann.
Auf der vorigen Stufe wurde sie schon als Ersatz für die fehlende Natur-
anfchauuug empfohlen (S. 115). Sie ist gerade für den heimatkundlichen
Unterricht eine besonders geeignete Lehrform, weil dieser sich mit vielen Einzel-
heilen befassen muß, wie sie in einer Reiseschilderung berührt werden, weil
ferner die meisten Lehrer auch wohl das Heimatland ziemlich genau kennen
oder doch kennen könnten.
V. Lehrgebiet.
Das engere Heimatland, der Regierungsbezirk.
1. Die Getrachtung der Glieder der Landschaft.
Für die geistige Durchwandernng des Gebietes die Reiselinien
auszuwählen, wird die erste Aufgabe iu der Vorbereitung des Lehrers sein.
Die wichtigsten Erscheinungen, die im Rahmen der Landschaft vorkommen,
müssen auf ihnen berührt werden. Bei den Reiseschilderungen selbst handelt
es sich darum, einerseits ein vollständiges Hineinleben des Schülers
in die durchwanderten Gegenden zu bewirken, anderseits ihn immerfort zum
Nachdenken über die vorgeführten Erscheinungen und ihre gegenseitigen Be-
ziehuugeu anzuregen. Mit seinen Fragen setzt der Lehrer entweder schon
während der Reiseschilderung an geeignetem Punkte ein, oder er durchwandert
das Gebiet mit den Schülern noch einmal und sucht hierbei ihre Eiusicht zu
vertiefen. Eine von ihm an der Schultafel entworfene Skizze oder die Karte
des Regierungsbezirks diene ihnen als Stütze für die Orientierung.
Von der Landschaft des Regierungsbezirks Köln, die in der
Zeichnung VIII dargestellt ist, will ich die Reiselinien, die für die Vorführung
des Lehrstoffes in Form von Reiseschilderungen etwa gewählt werden könnten,
angeben und kurz beschreiben. Ausgangspunkt sei die Stadt Köln.
1. Rheinfahrt von Köln nach Bonn und Königswinter: Das
Häusermeer von Köln, die vielen Kirchen und der majestätische Dom, die
Rheinbrücken und ihr reger Verkehr nach Deutz, die großartigen neuen Hafen-
anlagen, Umfang des Kölner Handels und Schiffsverkehrs, der Bayenturm, die