Full text: Methodik des erdkundlichen Unterrichts

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Südseite des Gebirges entquellenden. Die Temperatur- und Wind- 
Verhältnisse der Atmosphäre in der schweizerischen und bayerischen Hoch- 
ebene sind andere als die im lombardischen Tieflande. Wir sehen 
nördlich von den Alpen im Herbste das Laub von den Bäumen fallen, 
während in Italien schon der Gürtel der immergrünen Bäume beginnt. 
Und endlich däucht uns auch der Menschenschlag nach seinem gesamten 
Tun uud Treiben in Deutschland ein anderer zu sein als der am Po 
und an dem Tiber. Nordwärts vom Gebirge wird Bier gebraut und 
Butter bereitet, während die Südländer Trauben keltern und die Früchte 
des Oelbaums pressen. Analoge Verhältnisse bieten die Landschaften 
zu beiden Seiten der Pyrenäen, sowie die nördlich uud südlich vom 
Himalaja dar, uud indem man nun den Einfluß aller drei oder viel- 
leicht noch mehrerer Gebirge auf die genannten geographischen Elemente 
einer vergleichenden Betrachtung unterwirft, gelangt man zu der Er- 
kenntnis, daß ansehnliche Gebirgsmauern als Wasser-, Klima-, Vegeta- 
tions- und Völkerscheiden zu gelten haben. 
Solche allgemeingiltigen geographischen Wahrheiten (Gesetze) lassen 
sich jederzeit nur durch Begleichung finden, und weil die Ritter'sche 
Schule die Aufstellung solcher Gesetze als Zielpunkt ihrer Untersuchungen 
und Forschungen betrachtet, läßt sich wohl sagen, daß die Erdkunde 
durch sie zu einer vergleichenden geworden ist" (Oberländer). Hier 
dient also der äußere (extensive) Vergleich von erdkundlichen Wahrheiten, 
die erst auf dem Wege des inneren (intensiven) Vergleichs, durch Beach- 
tung von Grund und Folge, Ursache und Wirkung, durch Anwendung 
der „vergleichend-entwickelnden" öezw. „vergleichend-begründenden" Me- 
thode, durch genaue Untersuchung der örtlichen Verhältnisse gewonnen 
sind, dazu, um zur Erkenntnis der Gefetzmäßigkeit in erdkundlichen Ver- 
hältniffen durchdringen zu können, um — mit andern Worten — erd¬ 
kundliche Gesetze festzulegen. Und solche Gesetze sind in der Volksschule 
nicht nur auf der Oberstufe, sondern von Beginn des erdkundlichen 
Unterrichts an, auch in der engeren Heimatskunde, zu entwickeln, genau 
so, wie in der Heimatskunde von Hause aus Kulturbilder dargeboten 
werden. (Siehe die früheren Ausführungen und die methodischen Ein- 
heiten in „Heise, Heimatskunde!") 
Eine Gefahr birgt die Befolgung der Ritter'schen Ideen noch in 
sich. Sie betrifft die Abhängigkeit der Kultur eines Erdraumes von 
den natürlichen Verhältnissen desselben. Man dars da nicht zu weit 
in seinen Schlußfolgerungen gehen; denn nicht die Bewohner eines jeden 
Erdraumes, der von der Natur günstig ausgestattet ist, sind auch immer
	        
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