Full text: Methodik des erdkundlichen Unterrichts

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heimatkundlichen Unterrichts ein. Was er von einem tüchtigen Lehrer 
der Heimatskunde verlangt, besagen folgende Worte, die ans seiner 
„Beschreibung der preußischen Rheinprovinzen" entnommen sind: „Vor 
allen Dingen verlange ich von einem Lehrer der Erdkunde, daß er uicht 
nur [eine Heimat, sondern den Kreis, in welchem seine Schule liegt, 
und wenigstens einen großen Teil seiner Provinz nicht nur im Schnell- 
wagen oder auf einem Dampfschiffe, sondern zu Fuß durchreiset, nicht 
bloß in Wirtshäusern übernachtet, sondern die Höhen erstiegen, die 
Täler durchstrichen und die merkwürdigsten Punkte besucht habe. Wie 
tot ist doch der Unterricht über die lebendige Natur vou jenem Manne 
erteilt, und wie lebendig die Darstellung von diesem Kenner für alle 
seine Schüler! Der Unterschied ist der: Jener spricht, was er dem 
Worte oder den Wörtern, aber nicht der Sache nach kennt; dieser 
kennt die Gegenstände aus eigener Anschauung, und darum erregt er 
in seinen Schülern ein trenes Bild derselben, uud er belebt dadurch 
deu Sinn für die Natur. Das ist daher eine unerläßliche Eigenschaft 
eines Lehrers der Weltkuude, daß er die Welt mit eigenen Augen ge- 
seheu uud beobachtet habe." 
Mit Karl Ritter brach ein neues Morgenrot für den erdkuud- 
licheu Uuterricht an. Durch Alexander von Humboldts wifseuschaftliche 
Forschungen angeregt, wnrde Ritter der Begründer der vergleichenden 
Erdkunde oder besser der vergleichend-begründenden Erdkunde. Wir 
werdeu später aus Ritter eiugeheuder zurückkommen, daher hier nur 
das Wichtigste. Er hatte die beiden Hauptfehler des erdkuudlichen 
Unterrichts seiner Zeit erkannt. Sie bestanden darin, daß man das 
physische Element, die natürlichen Verhältnisse, also die Bodengestalt 
(orographische Verhältnisse) uud die Bewässerung (hydrographische Ver- 
Hältnisse) und auch den geologischen Vau des Bodens so gut wie gar 
nicht beachtete, dagegen das politisch-statistische Material um so mehr 
in den Vordergrund drängte. Daß da jeder innere Zusammenhang 
der erdkuudlichen Objekte fehlen mußte, ist ohne weiteres zu erkennen. 
Der Lehrer trug allemal die erdkuudlicheu Objekte vor, und die Schüler 
ordneten sie zerstreut, zusammenhanglos, so gnt es ging, in ihr Ge-- 
dächtnis ein. Von einer Entwicklung der Gedanken konnte nie die 
Rede sein, da jeder logische Zusammenhang fehlte. Diese Uebel suchte 
Karl Ritter in seinen Werken (besonders in seinem bedeutendsten Werke 
„Die Erdkunde im Verhältnis zur Natur und Geschichte des Menschen") 
mit der Wurzel auszurotten, indem er den inneren Zusammenhang 
der erdkuudlicheu Objekte eines Landes nachwies, daß gerade die
	        
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