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jähr) die Rede. Auch ihre Konzentrationsidee schließt die Selbständig-
keit der Heimatskunde aus.
Aus dem Vorausgehenden erkennen wir, daß die Heimatskunde
von den einzelnen Methodikern in doppeltem Sinne aufgefaßt wurde.
Die einen sahen sie als Unterrichtsprinzip, die anderen als Unterrichts-
fach an. Gewiß soll die Heimat Bausteine sür alle Unterrichtsfächer
liefern, z. B. für den naturkundlichen Unterricht, für den Zeichenunter-
richt (schöne Formen in Natur und Leben), für den Geschichtsunterricht
(historische Stätten, Sagen, Denkmäler). Die heimatskundliche Er-
fahrungswelt dient in allen Disziplinen als Apperzeptionsstütze, damit
die Aneignung des neuen Stoffes gelinge. In diesem Sinne ist die
Heimatskunde, augelehnt an Pestalozzis Prinzip der Anschauung, ein
Unterrichtsprinzip. Wir aber stellen uns auf den Standpunkt der
Methodiker, welche für eine selbständige Heimatskunde eintreten, sie als
Unterrichtsfach oder als Zweig bezw. als erste Stufe des erdkundlichen
Unterrichts auffassen-, denn die heimatliche Landschaft, das heimatliche
Ur- und Musterbild bildet die Grundlage für die Auffassung fremder
Erdräume. Daß von den Methodikern, welche die Heimatskunde im
letzten Sinne auffassen, der Begriff „Heimat" räumlich weiter gefaßt
ist als bei denjenigen, die die Heimatskuude mit dem Anschauungs-
Unterricht verquicken, sie also als Prinzip auffassen, ist ohne weiteres
zu erkennen, zumal bei letzteren nur die wirklichen Beobachtungen mit-
sprechen. Bei beiden Richtuugeu finden wir das Zeichnen als
geographisches Hilfsmittel vertreten, auch bei denjenigen Methodikern,
welche die Heimatskunde ganz dem Anschauuugsuuterricht einver-
leibten, denn das Zeichnen liegt dem Prinzip der Anschauung sehr
nahe. Mehr Gewicht auf das geographische Zeichnen wurde aber
von den Methodikern gelegt, welche für eine selbständige Heimatskunde
eintraten; denn hier galt es schon hinzuleiteu auf die Einführung
in das Kartenverständnis. Doch gab es hier auch Vertreter, welche
ein Uebermaß des geographischen Zeichnens anwandten, so daß die
zeichnerische Darstellung in den Brennpunkt des ganzen Unterrichts trat,
sozusagen Hauptbildungsmittel wurde. Vertreter dieser Richtung sind
z. B. Delitsch und Leyfert. Daß bei all diesen Methodikern, selbst-
verständlich auch bei denen, welche die Heimatskunde als Prinzip an-
sahen, von einer Beachtung der Grundsätze der vergleichenden Erdkunde
bezw. der vergleichend-begrüudenden Erdkunde im Sinne Ritters beim
heimatskundlichen Unterricht so gut wie gar keine Rede war, ist wohl er-
sichtlich. Diesen Gedanken trägt man erst in der Jetztzeit Rechnung.