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zu führen, liessen indessen bero Infanterie, und Artillerie, anmarschiren, umb
sich mit derselben so bald möglich zu conjungiren, und alsdann die Kriegs-
Operationes ferner fortzusetzen, sie aber thaten vor dero Person eine kleine
Cavalcade nach Berlin, Ihre dort gelassene liebe Churfl. Kinder zu sehen,
langeten daselbst den 23, Iunii (3. Juli) an, speiseten in dero entblösseter
Gemach, zwischen denen Tages vorher, von Rathen an, und auß der Schlacht,
mit Pompe anhero gebrachten Fahnen, und Estandarten, besahen den Mittag
die Fortificationes der Stadt, dancketen folgenden Donnerstag frühe, in
öffentlicher Gemeine, mit heissen Zähren, Gott, vor so herrlichen verliehenen
Sieg, und begaben sich darauff, nachdem sie dero Kinder und Bedienten
gantz gnädig gesegnet, durch unterlegte Pferde wieder nach dero Armee
zurück.
Das war die erste Schlacht, die von den Brandenburgern allein gewonnen war;
der Kriegsruhm der Schweden war gebrochen, und der junge brandenburgische Staat
zählte plötzlich zu den mächtigeren Staaten Europas. Jetzt wurde Friedrich Wilhelm
der „Große Kurfürst" genannt.
Unmittelbar nach der Schlacht erklärten Kaiser und Reich die Schweden, welche
Brandenburg schleunigst geräumt hatten, für Neichsfeinde, auch schlössen sich die Nieder-
lande und Spanien der Kriegserklärung gegen die Schweden an. Enger verbündeten
sich mit dem Kurfürsten Braunschweig, Celle, Münster und Dänemark. Am Ende des
Jahres hatten die Schweden durch die Verbündeten fast alle deutschen Besitzungen ver-
loten. Nur Stettin widerstand noch, dessen Belagerung viel Zeit und Blut kostete.
Erst am 27. December 1677, nachdem 200 Feuerschlünde seit August gegen die
Stadt gedonnert hatten, ergab sich dieser Hauptwaffenplatz dem Kurfürsten. Mit
Dänemarks Hülfe gelang es ihm auch (1678), den Schweden die Insel Rügen zu
entreißen und Stralsund nach harter Belagerung im Detobet desselben Jahres zur
Uebergabe zu zwingen. Ganz Pommern befand sich in den Händen des Kutfütsten,
dessen Stieben sich nun darauf richtete, dies so ruhmvoll erworbene Land auf immer
zu seinem Eigenthum zu machen. Noch einmal versuchten die Schweden, das Verlorene
wiederzugewinnen. Von Liesland aus sielen sie im November 1678 in Preußen ein,
um den Kurfürsten von Pommern abzuziehen und waren schon bis Königsberg
vorgedrungen. Im December brach aber der Kurfürst von Pommern auf, und Januar
1679 musterte er bei Marienwerder feine Truppen, 5500 Reiter, 3500 Mann Fußvolk
und 34 Geschütze. Die Schweden hatten auf die Kunde von des Kurfürsten Heran-
nahen eiligst den Rückzug angetreten, wurden aber trotz der bitteren Kälte und des
ungemein tiefen Schnees von diesem heftig verfolgt. Das Fußvolk wurde auf Schlitten
fortgeschafft; am 25. Januar ging es von Heiligenbeil sieben Meilen weit über das
gefrorne frische Haff nach Königsberg, von dort über Labiau und das kurische Haff
nach Gilge. In der Nähe von Tilsit, bei Splitter, wurde von dem tapferen Treffen-
feld die Nachhut der Schweden ereilt und größtenteils niedergehauen. Das Heer der
Schweden erlitt furchtbare Verluste, und im kläglichsten Zustande zog es sich nach Lieft
land zurück. —
Die Unfälle Schwedens wurden jedoch durch die Vortheile aufgewogen, welche
die Franzosen weniger durch die Waffen als durch Staatskünste errangen, indem