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IV. Die Geologie im erdkundlichen Unterricht.
Unter den Tieren ist es vor allen Dingen der Regenwurm, der in Wirklich
hervorragender Weise den Boden umgräbt, indem er die mit pflanzlichen
Resten durchsetzte Erde verschluckt uud [eine Exkremente an der Oberfläche
wieder absetzt. Auf diese Weise lagert er die Erdschichten um und wird ein
wahrhaft echter Freund des Landmanns.
Die durch die physikalische, chemische und organische Verwitterung zer-
mürbten und zerstörten Schichten werden nun durch die Schwerkraft, den
Wind und das Wasser fortgeschafft und an anderen Orten abgelagert.
Die Schwerkraft bewirkt, daß die Erosionsprodukte den Hang der Berge
hinabrollen; dadurch bewirken sie bei den Schichtenköpfen geneigter Schichten
das sogenannte Hakenwerfen. Härtere Bänke werden in Stücke zerlegt, die
einen nach abwärts gerichteten Schweif bilden. (Im Karbon nennt der Berg-
mann diese Erscheinung beim Kohlenflöz „Kohlenschweif".)
Eine ungleich mannigfaltigere Tätigkeit in geologischer Beziehung ent-
wickelt der Wind. Er hebt die feinsten und feinen Teile der Verwitterung
(besonders in den Wüstengebieten) empor uud lagert sie in großer Entfernung
vom Verwitterungsorte ab; die Entfernung ist um so größer, je feiner die
Teilchen sind. Auf diese Weise entstand die Lößsteppe, die in den Zwischen-
eiszeiten in Europa, in der Jetztzeit in China, in der Mongolei, in Persien,
in Tibet, in Nord- uud Südamerika große Gebiete bedeckt. Auf die Wirkung
des Windes beim Aufbau der Dünen, sowohl der Küsten- als auch der In-
landsdünen, sei hier nur kurz hingewiesen. Die Wirkung des Windes an
Steinen und Eeröllen, die vom Sandgebläse getroffen werden, in Form von
scharfen Kanten (Kantengerölle, Fazettengerölle) lassen sich in vielen Teilen
Deutschlands, in den Diluvial- und Dünensandgebieten nachweisen.
Am stärksten wirkt auf die Schuttmassen der Verwitterung
das Wasser. Es ist schon darauf hingewiesen, daß es die größeren und kleineren
Gerölle mit sich nimmt und auf engere und weitere Gebiete verfrachtet.
Wo die Erosion eingreift (und es gibt keinen Ort der Erde, an dem es
nicht geschieht), da geht die Verwitterung und Abtragung so vor sich, daß die
widerstandsfähigsten Schichten als letzte Kämpen gegen ihre Feinde empor-
ragen, daß die weichen Schichten zuerst und am stärksten ihren Angriffen
erliegen. So ist die Erosion der Meißel, der dem Antlitz der Erde seine Furchen
und Falten eingegraben hat.
§ 6. Größere geologische Exkursionen.
Unter ihnen versteht man Begehungen uud Wanderungen in größeren,
geologisch im allgemeinen einheitlichen Gebieten. Bei diesen größeren
Ausflügen muß man beachten
1. die verfügbare Zeit,
2. die Kosten,
3. bei mehrtägigen Wanderungen die Unterkuuftsverhältuisse,
4. die Leistungsfähigkeit der Teilnehmer im Wandern.
Im allgemeinen wird man sich in der Schule auf halbtägige und ganz-
tägige geologische Ausflüge beschränken; mehrtägige stellen schon an den
Leiter recht große Anforderungen und bieten oft soviel Unzuträglichkeiteu,