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mit seiner goldigen Färbung und seinem zarten Dufte Eingang in
alle feineren Häuser des In- und Auslandes verschafft hat.
Daß Kölu als Stadt des Großgewerbes und des Handels
aber seine Blüte nicht nur der günstigen Lage in der Bncht des
Niederrheines, sondern besonders der Thatkraft und dem unter-
nehmenden Sinn seiner Bürger zu verdanken hat, geht daraus
hervor, daß dieselben schon im Mittelalter ihre Güter und Handels-
wege als Mitglieder der Hansa, eines Bundes von Großkaufleuten
gegen räuberische Ritter und Fürsten, mutig zu schützen wußten.
Bürgerlicher Gemeinsinn war es ferner auch, durch den in
der Mitte des 15. Jahrhunderts ein städtischer Festbau errichtet
wurde. Es ist der „Gürzenich", ein mittelalterlicher Palast, mit
Zinnen und Türmen gekrönt. In ihm befindet sich ein sänken-
getragener Festsal, wo Könige gespeist und Kaiser ihre Reichstage
abgehalten haben.
Am schönsten aber hat sich der fromme und kunstsinnige
Bürgergeist iu der Erbauung des Domes, des größten Bau-
deukmales unseres Vaterlandes gezeigt. Angeregt durch den Erz-
bischos Konrad von Hochstaden, hat Meister Gerhard 1248
den Grund zu dem erhabenen Gotteshause gelegt. Die Grund-
form desselben ist wiederum das Kreuz, an dessen Kopfe das hohe
Thor und an dessen Fuße die beiden Türme stehen. . In: Innern
des Domes ragen 56 Säulen zu scheinbar unendlicher Höhe auf
und verästeln sich zu den Rippen des Deckengewölbes. Durch die
Säulenreihen wird das (135 in lange) Langhaus in 5 Schiffe
geteilt, die von einem (86 in breiten) dreischiffigen Querhause
durchschnitten werden. An den Außenwänden des Domes steigen
unzählige Säulen uud Pfeiler auf, die an der Sonnenseite mit
Blättern, Blüten und Früchten des Sommers, an der Schatten-
seite hingegen mit den entlaubten Ästen und Zweigen des Winters
in Steinarbeit verziert worden sind. Der ganze Bau aber wird
von dem Turm paar überragt, das in 4 Stockwerken nach den
Kreuzblumen und mit diesen 156 m hoch zu den Wolken des
Himmels strebt. In dem 3. Stockwerk des südwestlichen Turmes
hängt die Kaiserg locke, die größte der deutschen Glocken über-
Haupt, uud ruft uns mit ihrer Inschrift mahnend zu:
„Die Kaiserglocke Heist ich, Dem deutschen Reich erfleh ich:
Des Kaisers Ehre preis ich. Daß Fried und Ehr
Auf heilger Warte steh ich, Ihm Gott bescher!"