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alten und doch ewig jungen Seenbecken des Landes
gelegen.
Früher reichte der Wald überall bis an die User des Schwe-
riner Sees heran, und jagdbares Wild belebte das Dickicht. Am
bewaldeten Ufer legten dann die Wenden die erste Ansiedelung
an. Heinrich der Löwe erhob den „Wildort" (= Schwerin) zu
einer deutschen Stadt, und die Fürsten des Landes erkoren sie
wegen ihrer ausgezeichneten Lage zum Sitze des Hofes. Ein altes
Schloß wurde als Residenz der Fürsten in einer halbkreisförmigen
Einbiegung des Sees errichtet und vor 40 Jahren (1845—1857
von dem Hofbaumeister Temmler) zu einem Prachtbaue nmge-
schaffen. Das gegenwärtige Schloß umschließt eiueu weiten fünf-
eckigen Hof, zeigt einen unregelmäßigen Flügelbau, wird an den
Ecken von runden Türmen flankiert, von Freitreppen geschmückt,
dnrch Bogenportale geöffnet, von unzähligen Fenstern erhellt, durch
zierliche Erker geziert und dnrch schlanke Türmchen und Kuppel-
bauteu gekrönt. Kein Fürstenschloß auf deutschem Boden kann sich
mit der stolzen Erscheinung dieses mecklenburgischen Herrschersitzes
messen, der dadurch in unseren Augen noch an Wert gewinnt, daß
die Reste der alten Burg dem stattlichen Neubau künstlerisch mit eiu-
gefügt worden sind. So hat Schwerin zwar ein neues, im
Grunde aber doch ein altes Fürstenschloß.
Dnrch Alter ehrwürdig ist auch der Dom, die Hauptkirche
der Stadt. In drei Schiffen erschließt sich uns das Innere dieses
Gotteshauses. Durch buntbemalte Fenster fällt das Licht der Sonue
in die düsteren Räume der Kirche. Hinter dem Hochaltare ruhen
in einer Kapelle (die „heilige Blutkapelle" geuaunt) die letzten
Großherzöge des Landes. Aber auch Herzöge aus frühereu Jahr-
Hunderten (Herzog Christoph, starb 1592) sind in dem Dome bei-
gesetzt worden. Dieser selbst ist, wie das Schloß, auch an Stelle
eines alten Baues aufgeführt worden und verleiht somit der
westlichen Hauptstadt des Landes einen weihevollen
Ausdruck.
In die alte Zeit der Landesgeschichte führt uns auch das
Museum der Hauptstadt zurück. Abgesehen von den Ölgemälden
alter deutscher Meister, welche die Säle des oberen Stockes in dem
Gebäude anfüllen, bergen die Räume des unteren Stockes außer
anderem wertvolle Funde ans Römergräbern, Gold- und Silber-
münzen aus dem Mittelalter, heilige Geräte aus alten Kirchen des