Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 77 
Ganz Europa produziert über 400000 Tonnen Hanf, wovon nur etwa 17 000 
Tonnen auf unser Vaterland kommen. Dem Anbau dieses Produktes sind in dem- 
selben (1883) 15255ha gewidmet; derselbe erfolgt besonders in Württemberg, Baden 
und im Elsaß. 
Etwas bedeutender ist der Tabaks bau. Der deutsche Tabaksbau kann 
sich zwar nicht mit demjenigen der Vereinigten Staaten, von Britisch-Jndien 2C. 
messen, doch steht derselbe in Europa nur hinter dem von Österreich-Ungarn 
und Rußland znrück. Die durchschnittliche Anbaufläche in Dentschland beträgt 
20 000 (1386—87: 19 343) ha, die durchschnittliche Ernte 40 000 Tonnen. 
Der Anbau geschieht mehr in Süd- als in Norddeutschland. 
Die Produktion beträgt in,,den Vereinigten Staaten durchschnittlich 232000, 
in Britisch-Jndien 175000, in Österreich-Ungarn 60600, in Rußland 430Z0, in 
Deutschland 35000 Tonnen. Im Jahre 1877—78 hatte Deutschland 17 915, >880 
bis 1881 21259, 1886—87 19843 ha Anbaufläche; der Ertrag bestand aus 29863, 
52197 bez. 38585 Tonnen. Der Wert der Ernte betrug 1886—87 16461000 Mark, 
durchschnittlich 830 Mark pro Hektar, und es gab im ganzen 176 715 Tabaksbauer. 
In Preußen kommt am meisten Tabaksbau auf die Provinz Brandenburg; fast 
ebensoviel wie ganz Preußen produziert die bayrische Pfalz, am meisten jedoch 
Baden (Produktionsfläche 1886—87 6893 ha); auch Elsaß-Lothringen und Hessen 
treiben nicht unerheblichen Tabaksbau. 
Der Zuckerrübenbau hat eiue derartige Ausdehnung gewonnen, daß 
Deutschland augenblicklich in demselben die erste Stelle einnimmt und diejenigen 
Länder, welche noch um die Mitte der siebziger Jahre voraus oder doch etwa 
gleichstark waren, Österreich-Ungarn, Frankreich und Rußland weit überflügelt 
hat, und zwar mindestens um das Doppelte. Von der gesamten Rübenzucker- 
Produktion, welche etwa nur noch um 15 Proz. hinter der gesamten Rohr- 
znckerproduktion zurückblieb, kommt auf Deutschland weit über ein Drittel. 
In 1834/35 waren dem Zuckerrübenbau 150 077 ha gewidmet, es wurden 
10 402 633 (1386/87: 8 306 671) Tonnen Zuckerrüben geerntet und 1 123 030 
Tonnen Rohzucker aller Produkte sowie 259 L00 Tonnen Melasse (1886—87: 
985 623, bez. 215 887 Tonnen) gewonnen. Bei weitem am höchsten entwickelt 
ist der Znckerrübenbau im Königreich Preußen, und hier wiederum steht die 
Provinz Sachsen voran, dann folgt Schlesien; von den übrigen dentschen Län- 
dern behanpten Braunschweig und Anhalt den Vorrang. 
Der Zuckerrübenbau erfordert naturgemäß einen besonders guten Boden, daher 
kommen folgende Gegenden, welche größtenteils schon früher als hervorragend frucht- 
bare bezeichnet worden sind, hier in Betracht. Zunähst die große Landschaft rings 
um den Harz, an deren Westspitze Hameln an der Weser, in deren Norden Braun- 
schweig und Magdeburg, in deren Osten Kothen und Zeitz und in deren Südwesten 
Nordhausen und Weißensee liegen. Dieselbe bildet den Hauptsitz der Zuckerkultur 
des Reiches. Nächstdem sind in Westpreußen die Weichselniederung, das Oderbruch, 
der pommersche Kreis Randow, der posensche Kreis Jnowrazlaw, in Schlesien die 
Gegend nordwärts der Sudeten bedeutend. In Süddeutschland tritt diese Kulmr 
sehr zurück. 
Bei der bedeutenden Viehzucht Deutschlands ist auch der Aubau von 
Futtergewächsen sehr verbreitet. Hierher gehören Runkelrüben (etwa 1,63), 
Klee (7,J2), Luzerne (0,90) und Wicken (0,89 Proz. der Ackerfläche). 
Der Kleebau beansprucht in Preußen 6,7z, im Königreich Sachsen uud in 
Mecklenburg mehr als 11,0, in Ostpreußen, der RHeinprovinz, Hohenzollern, der 
bayrischen Pfalz, in Sachsen-Altenburg und Renß 9—10, in Westpreußen, Schlesien, 
Bayern und Württemberg 8—9, Oldenburg und Anhalt hingegen weniger als 
4 Proz. der Ackerfläche.
	        
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