7 8 Sechstes Kapitel. 
In den fruchtbareren Gegenden wird das Land größtenteils und fast 
ununterbrochen zur Produktion von Feldfrüchteu verweudet, während in den 
unfruchtbaren Weideu, Hntnngen, Öd- und Unland noch jetzt in ausgedehnten 
Flächen vorkommen. Auf das Reich kommen von den letzteren (1883) 9,4, 
im Königreich Preußen 11,2 Proz.; am wenigsten (kaum 5 Proz.) sind vor- 
Händen in Schlesien, der Provinz und im Königreich Sachsen, Heffen-Naffau, 
Frauken und Rheinpfalz, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenbnrg-Strelitz, 
Braunschweig, Thüringen, Anhalt, Reuß und Schwarzburg; am meisten da- 
gegen (bis zu 46 Proz.) in Oldenburg und Hannover. 
Oldenburg hat 46, Hannover 35, Schleswig-Holstein 17,7, Westfalen 17,3 Proz. 
der Gesamtfläche Weideland. Zu den Weiden treten als wertvollere Flächen die 
Wiesen, welche im Reiche 10,g Proz. der Gesamtfläche «nämlich 1883: 5911461 Ii») 
bilden und für die Stallfütterung Wiesenheu ergeben. Geerntet wurden an Wiesen- 
heu 1879 21076490, 1886 17903338 Tonnen. Diese Nutzflächen finden sich in den 
feuchteren Lagen, namentlich in den Flußniederungen; ihr Wert ist allerdings sehr 
ungleich, indem die Moorwiesen, z. B. in den bayrischen Moosen, natürlich nur 
einen dürftigen und nicht sehr brauchbaren Ertrag spenden. Das Königreich Prenßen 
hat weit wertvollere Wiesen, indem dieselben pro Hektar durchschnittlich mindestens 
einen Reinertrag von 18,5 Mark ergeben. Die gesamte Wiesenfläche betrug 1884 
in Preußeu 3 294738, in Bayern 1275 537 ha. 
Am meisten (bis zu 20 Proz.) finden sich Wiesen in Altbayern, Oberpfalz 
und Schwaben, sowie in den beiden Reuß, demnächst auch in Ostpreußen, Franken, 
Württemberg, Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen; am wenigsten Wiesen (kaum 
8 Proz.) in Westprenßen, Westfalen, Rheinland, Mecklenburg-Strelitz, Anhalt, 
Schwarzburg-Sondershausen und Lippe. Die übrigen Gebiete haben 8—12 Proz. 
(Posen, Schlesien x.). 
Unter den Weidegebieten nehmen die Fettweiden der Marschgegenden, welche 
aus dem üppigsteu Boden bestehen und nur zur ausgedehnten Viehzucht benutzt 
werden, weil sie dadurch einen womöglich noch reicheren Ertrag fast mühelos geben, 
eine hervorragende Stelle ein. Solche Fettweiden finden sich an der Nordsee und 
an den zur Nordsee fließenden Strömen im Unterlaufe, also iu Ostfriesland, im 
Jeverlande, in Kedingen, Wursten, Hadeln, Ditmarschen, Eiderftedt (Schleswig- 
Holstein), sowie auf dem linken Ufer des Niederrheins; sie bilden dort bis zu 
79 Proz. der Gesamtfläche. Auch an den Alpen fehlt es nicht an guten Weide- 
flächen, wiewohl sich dieselben nicht mit den vorhererwähnten Fettweiden messen 
können (in Sonthofen im bayrischen Regierungsbezirk Schwaben). Wie sehr sich 
die Weideflächen an Wert voneinander unterscheiden, ergibt sich daraus, daß die 
Reinerträge derselben zwar durchschnittlich für Preußen auf 6,5 Mark pro ha ein¬ 
geschätzt sind, die mageren aber nur 0,5—2, die fetten jedoch mehr als 100 Mark 
pro ha ergeben. 
Noch ergiebiger als durch deu Ackerbau wird im ganzen durch den Gar- 
tenban der Boden ausgebeutet. Derselbe beschäftigt sich vornehmlich mit 
Gemüse- und Blumenzucht, uud zwar im größeren Maße in einzelnen 
Teilen Schlesiens, der Provinz Sachsen, Thüringens, der Mark, Frankens, an 
der unteren Elbe fowie in der Nähe der großen Städte. 
In Schlesien ragt die Gegend von Liegnitz durch ausgedehnten Gemüsebau 
hervor; in der Provinz Sachsen behauptet Erfurt seit lange nicht nur im Gemüse- 
bau (Blumenkohl), sondern besonders durch seine großartigen Blumengärtnereien, 
welche im feldartigen Betriebe Blumensämereien sowie in Gewächs- und Treib-- 
Häusern Topfgewächse aller Art ziehen, den anerkannt ersten Platz. Von diesem 
breitet sich der Gemüse- und besonders auch der Samenbau (darunter auch Medizi- 
ualkräuter) nordwärts durch das fruchtbare Erfurter Becken nach Langensalza zu, 
aber auch seitwärts gegen Gotha und Weimar hin aus. Im Südosten des Harzes 
bezeichnet die Gegend von Eisleben, im Nordosten des Harzes Quedlinburg und 
Ascherslcbeu bedeutende Punkte für Blumenkultur und Samenbau, an der Unstrut
	        
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