Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 79 
ist Großengottern, an der Saale Naumburg, Halle für Gemüsebau wichtig, wozu 
auch das Helmethal (die Goldene Aue) tritt. In der Provinz Brandenburg zeichnet 
sich die Gegend von Berlin durch großartige Gärtnereien, die Gegend von Lübbenau 
(am Spreewald) durch Gemüsebau (Gurken ?e.) aus. In Franken ragt das Becken 
von Bamberg durch den Anbau von Gemüsen, Gewürzsamen (Koriander, Anis, 
Kümmel, Fenchel, Senf :e.) sowie von Medizinalkräutern seit lange hervor. In 
der Nähe von Nürnberg wiederholt sich in geringerem Umfange die Produktion von 
Gemüsen und Gartengewächsen. In der Nähe von Hamburg hat sich in den frucht- 
baren Marschen der' „Vierlande" und des „Alten Landes" ein außerordentlich 
starker Gemüsebau entwickelt, und auch in der Rheingegend sindet der letztere eine 
mehr oder weniger bedeutende Ausdehnung (in der oberrheinischen Tiefebene k.). 
An den Gartenbau im engeren Sinne schließt sich der Obstbau. Der- 
selbe findet sich im allgemeinen nur in den mittleren und südlichen Gegenden 
unfres Vaterlandes verbreitet, doch geht er wohl in tieferen und geschützteren 
Lagen auch ziemlich weit nördlich, so .namentlich im Elb-, Oder-, Weichsel- 
und Memelthale bis zu den nördlichsten Landstrichen. Weit bedeutender ist 
aber für diese Kultur das ganze Thüringer Land, der mittlere Teil des König- 
reichs Sachsen, das Main- und Neckarthal, die oberrheinische Tiefebene und 
das Moselthal. Auf der süddeutschen- Hochebene freilich fehlt Obstbau und 
nur einzelne tiefere Thalgründe (Donau- und Innthal) beteiligen sich an 
ihm etwas. 
Von den nördlichsten Obstgegenden erwähnen wir den Havelwerder bei Pots- 
dam, die Gegend von Stettin, die Weichselwerder, die Alten Lande (Kirschen) und 
Vierlande (Erdbeeren) bei Hamburg, die Ragniter Gegend im Memelthale und die 
Grünberger Gegend an der mittleren Oder. Im Königreich Sachsen ragt das Elb- 
thal von Dresden bis Meißen und die Gegend links von der Elbe (Lommatsch :c.) 
hervor. Das. Thüringer Hochland ist allenthalben reich an Kirschen, Zwetschen, 
Birnen und Äpfeln. In Süddeutschland reift neben den gewöhnlichen Obstsorten 
die Pfirsiche, Aprikose, Walnuß und Maulbeere in größerer Ausdehnung, ja hier 
und da (in der oberrheinischen Tiefebene) sogar Feige, Mandel nnd Edelkastanie. 
Die obstreichsten Länder sind jedenfalls Württemberg, das jährlich etwa 28500 
Tonnen im Werte von rund 5 Millionen Mark, und Baden, das etwa 30000 
Tonnen im Werte von 6—7 Millionen Mark erzeugt; indes hat auch Preußen 
(nach der Zählung des Jahres 1878) etwa 25 Millionen Obstbäume und erntete 
in guten Jahren 250000, in mittleren etwa 170000 Tonnen Obst. Die gesamte 
Obstproduktion Deutschlands wird schon in Mitteljahren auf etwa 300000 Tonnen 
im Werte von rund 50 Millionen Mark berechnet werden können. Trotzdem wird 
Deutschland in der Obstproduktion von den südlicher gelegenen Ländern weit über- 
iroffen (besonders von Frankreich, Italien, Serbien :e.). 
Der Weinbau war in den spätmittelalterlichen Zeiten weithin durch 
Deutschland bis iu die fernsten Gegenden Ostpreußens hin verbreitet, hat 
sich aber seitdem infolge mancherlei Ursachen, nuter denen die Veränderung 
der klimatischen Verhältnisse obenan stehen mag, in immer engere Grenzen 
zurückgezogen. Unter den weinproduzierenden Ländern Europas uimmt Deutsch- 
land gegenwärtig etwa die sechste Stelle ein, indem ihm der Reihe nach Frank- 
reich, Italien, Spanien, Österreich-Uugaru und Portugal voranstehen. Augeu- 
blicklich sind in deutscheu Landen dem Weinbau 134 618 ha oder 0,s Proz. 
der Gesamtfläche gewidmet (1883). Die Weinproduktion ist iu hohem Maße 
schwankend, sowohl Hinsichtlich der Quantität als der Qualität; die erstere 
schwankt zwischen 4 und 50 Irl pro Hektar und beträgt im 60jährigen Durch- 
schnitte 26,2 hlj letztere richtet sich insbesondere nach den Temperaturverhält- 
nissen jedes Jahres. Iu 1878 bis 1884 wurden durchschnittlich 2240383,
	        
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