Object: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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er etwas Ähnliches 511 tun und tat durch einen öffentlichen Anschlag 
fund, er werde cim 10. Dezember 1520 um 9 Uhr vormittags 
auf einem Platze vor dem Elstertore in Wittenberg die päpstliche 
Bulle verbrennen. Eine große Menge von Bürgern fand sich ein. 
Ein Scheiterhaufen war schon aufgerichtet. Endlich erschien Luther, 
begleitet vou einer großen Schar jubelnder Studenten. Er zündete 
den Holzstoß an, warf die Bulle hinein und ries: „Weil du deu 
Heiligen des Herrn betrübet hast, so betrübe und verzehre dich das 
ewige Feuer!" — Tie Handlung war sehr wichtig; denn dadurch 
sagte er sich von dein Gehorsam gegen den Papst ganz los. An 
eine Aussöhnung war nun nicht mehr zu denken; er konnte nicht 
mehr zurück; nun mußte er obsiegen ober untergehen. — Wie aus¬ 
gebracht der Papst gegen ihn war, zeigte sich bald. Es erschienen 
zwei päpstliche Gesandte, die vom Kurfürsten verlangten, daß er 
Luthers Schriften verbrennen, ihn selbst aber gefangen nehmen 
lassen und nach Rom schicken sollte. Aber sie erhielten zur Ant¬ 
wort, wenn Luther etwas Unrechtes getan oder geschrieben habe, 
so möge ihn der Papst vor gleichen, gelehrten, frommen und un¬ 
verdächtigen Richtern aus ein frei, sicher und genugsam Geleit an 
ungefährlichen Orten verhören lassen; denn nnverhört und unüber¬ 
wunden würden seine Bücher nicht verbrannt werden. 
Kaiser Karl hatte ans das Jahr 1521 einen Reichstag aus¬ 
geschrieben, der in Worms gehalten werden sollte, und schrieb an 
den Kurfürsten, er möge doch auch kommen und Luther mitbringen, 
damit dessen Sache da verhandelt würde. Ter Kurfürst meinte es 
schon damals mit Luther herzlich gut und schrieb daher zurück, man 
möchte ihn damit verschonen. Als er aber Luther fragte, ob er 
wohl nach Worms gehen würde, wenn ihn der Kaiser dahin ent¬ 
böte. so antwortete er: „Wenn ich berufen werde, will ich, so viel 
an mir ist, mich eher krank hinführen lassen, falls ich nicht gesund 
kommen könnte; benu es ist nicht zu zweifeln, baß ich von Gott 
berufen werbe, so mich ber Kaiser beruft. Wollen sie bie Sache 
mit Gewalt hanbelrt, wie es scheint, so ist bie Sache Gott zu be¬ 
ichten. Der lebet und herrschet noch, welcher die drei Männer im 
feurigen Ofen erhalten. 'ii;itl er aber mich nicht erhalten, ist's um
	        
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