Object: Geschichtliches Lesebuch

X. Aus der Frankfurter Nationalversammlung. 155- 
daß eine unbegreifliche Barmherzigkeit des Himmels uns vielgeprüften 
Deutschen endlich die Rettungsbahn eröffnet hat, die wir einschlagen 
müssen, wenn wir das Heil unseres Vaterlandes finden wollen. (Leb¬ 
haftes Bravo und Beifallklatschen auf der Rechten; Zischen auf der 
Linken.) 
3. Kedc Welckers vom 17. Wär; 1849 1). 
(Stenograph. Berichte, herausgeg. von Wizard. Seite 5667 ff.) 
Meiue Herren! In großen und schwierigen politischen Zeiten 
und Verhältnissen müssen patriotische, staatsmannifche Männer Be¬ 
denklichkeiten und Rücksichten, die im gewöhnlichen Leben Wert und 
Geltung haben, zur Seite lassen, sie müssen das große Ganze der 
Lage ersassen und den rechten Gedanken ergreifen, sie müssen ihn rasch 
und kühn durchführen. Dazu gehört vor allein, daß man sich frei 
mache von Lieblingsvorsiellungen, von früher gehegten vorgefaßten 
Ansichten. Meine Herren, wer schwere Zumutungen macht, — und 
es ist eine schwere Zumutung insbesondere für Deutschland nach unserer 
bisherigen Weise gebildet, — den kann man fragen, ob er selbst 
feinen Rat befolgt. Ich glaube, meine Herren, ich darf mir dieses 
nachsagen. Zwar, indem ich jetzt eine bis noch vor wenigen Tagen 
gehegte Anficht aufgebe, indem ich jetzt das feierliche Wort, welches 
ich in der Oberhauptsfrage hier auf dieser Tribüne ausgesprochen 
habe, erfülle, daß ich mit Freuden für den preußischen Erbkaifer 
stimmen werde, sobald Österreich aus dem Bundesstaat ausscheidet, — 
zwar indem ich dieses Wort erfülle, fühle ich feine Schwierigkeit da¬ 
bei, denn ich bin dabei nur zu meiner früher gehegten Lieblings¬ 
vorstellung zurückgekehrt. Es war das deutsche Erbkaisertum, solange 
ich über politische, patriotische Dinge denke .... Ich habe diesen 
Gedanken als den herrlichsten für die deutsche Verfassung nie aufge¬ 
geben, aber ich habe es für meine Pflicht gehalten, als ich die Ein¬ 
heit des Gefamtvaterlandes gefährdet sah, als ich eine Unmöglichkeit 
sah, Österreich mit uns zusammenzuhalten, meinen Lieblingsgedanken 
zur Seite zu lassen, und ich stimmte daher für das einzige, was Öster- 
1) Vgl. Seite 138 ff.
	        
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