fullscreen: Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit (Bd. 1)

Treuloser Kampf der Römer. 
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zeichen, die mit den Jnsignien der römischen Statthalter und den Waffen der Legionen ge- 
schmückt waren; bestürzt und beschämt vernahm man in Rom von den Siegen des Barbaren- 
königs. Zwar übernahm jetzt ein zuverlässigerer Offizier die Führung des spanischen Krieges, 
der zweite Sohn des Siegers von Pydna, der Konsul Quiutus Fabius Maximus Ämi- 
Hanns. Allein die krieggewohnten, eben von Makedonien und Afrika heimgekehrten Vetera- 
neu aufs neue in den verhaßten spanischen Krieg zu senden, wagte man schon nicht mehr; 
die beiden Legionen, die Maximus mitbrachte, waren neu geworben und nicht minder uuzu- 
verlässig als das alte, gänzlich demoralisierte spanische Heer. Nachdem die ersten Gefechte 
wieder für die Lusitanier günstig ausgefallen waren, hielt der einsichtige Feldherr den Rest 
des Jahres seine Truppen in dem Lager bei Urso (Dsuita, südöstlich von Sevilla) zusammen, 
ohne die angebotene Feldschlacht zu liefern, und nahm erst im folgenden (144), nachdem im 
kleinen Kriege seine Truppen kampffähig geworden waren, wieder das Feld, wo er dann die 
Überlegenheit zu behaupten vermochte und nach glücklichen Waffentaten nach Corduba ins 
Winterlager ging. Als aber an Maximus' Stelle der feige Prätor Quiuctius den Befehl 
übernahm, erlitten die Römer wiederum eine Niederlage über die andere und ihr Feldherr 
schloß sich mitten im Sommer in Corduba ein, während die Scharen des Viriathus die süd- 
liche Provinz überschwemmten (143). Sein Nachfolger, des Maximus Ämiliauus Adoptiv- 
brnder Quintus Fabius Maximus Serviliauus erschien mit zwei frischen Legionen 
und zehn Elefanten. Er versuchte in das lusitanische Gebiet einzudringen; allein nach einer 
Reihe nichts entscheidender Gefechte und einem mühsam abgeschlagenen Sturm auf das römische 
Lager sah er sich genötigt, auf das römische Gebiet zurückzuweichen. Viriathus folgte ihm 
in die Provinz; da aber seine Truppen nach dem Brauche spanischer Jnsurgentenheere Plötz- 
lich sich verliefen, mußte auch er nach Lufitauien zurückkehren (142). Im nächsten Jahre 
ergriff Servilianus wieder die Offensive, durchzog die Gegenden um Bätis und Anas und 
besetzte sodann, in Lusitauien einrückend, eine Menge Ortschaften. Eine große Zahl der Jn^ 
{urgenten fiel in seine Hand, die Führer, es waren deren gegen fünfhundert, wurden hin- 
gerichtet, den aus römischem Gebiet zum Feinde Übergegangenen die Hände abgehauen, die 
übrige Masse in die Sklaverei verkauft. Aber der spanische Krieg bewährte auch hier seine 
tückische Unbeständigkeit. Das römische Heer ward nach all diesen Erfolgen bei der Belage- 
rnng von Erifane von Viriathus angegriffen, geworfen und auf einen Felsen gedrängt, wo 
es gänzlich in der Gewalt der Feinde war. Viriathus indes begnügte sich, wie einst der 
Samnitenseldherr in den caudiuischen Pässen, mit Servilianus einen Frieden abzuschließen, 
worin die Gemeinde der Lusitanier als souverän und Viriathus als König derselben aner- 
kannt wurde. Die Macht der Römer war nicht mehr gestiegen, als das nationale Ehrgefühl 
gesunken; matt war in der Hauptstadt froh, des lästigen Krieges entledigt zu sein, und Senat 
und Volk gaben dem Vertrage die Ratifikation. Allein des Servilianus leiblicher Bruder 
und Amtsnachfolger, Quintus Servilius Cäpio, war mit dieser Nachgiebigkeit wenig zu- 
frieden und der Senat schwach genug, anfangs den Konsul zu heimlichen Machinationen gegen 
Viriathus zu bevollmächtigen und bald ihm den offenen unbeschönigten Bruch des gegebenen 
Treuwortes wenigstens nachzusehen. So drang Cäpio in Lusitauien ein und durchzog das 
Land bis zu dem Gebiet der Vettonen und Galläker; Viriathus vermied den Kampf mit der 
Übermacht und entzog sich durch geschickte Bewegungen dem Gegner (140). Als aber im fol¬ 
genden Jahre nicht bloß Cäpio den Angriff erneuerte, sondern auch das in der nördlichen 
Provinz inzwischen verfügbar gewordene Heer unter Markus Popillius in Lusitauien ein¬ 
drang, bat Viriathus um Frieden unter jeder Bedingung. Ihm ward auferlegt, alle aus 
dem römischen Gebiete zu ihm übergetretenen Leute, darunter seinen eigenen Schwiegervater,
	        
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