Die Oberflächenform und die Bewässerung. 9 
ergeben sich für das ganze Gebiet drei Höhenstufen, nämlich a) das Alpen¬ 
land, b) die deutsche Mittelgebirgslandschaft und c) das deutsche 
Tiefland. 
Während das erstere ein einheitliches Ganzes bildet, enthält das deutsche 
Mittelgebirge eine große Anzahl voneinander getrennter und sich durchkreu- 
zeuder Gebirgszüge, und zwischen diesen Hochebenen Stnsenländer und Ein- 
senknngen; knrz, eine reiche Mannigfaltigkeit, und doch wiederum eine harmo- 
nische Ordnung, in welche sich die großen Flußgebiete hinzufügen. Das deutsche 
Tiefland wird nur durch Hügelreiheu, Höhenzüge und niedrige Bergrücken 
durchbrochen, durch die Strom- nnd Flußläuse gegliedert und zerfällt, indem 
das Mittelgebirge in der Wesergegend weiter gegen Norden vorgeschoben ist, 
als in der Oder- nnd Weichselgegend. in eine größere östliche und eine kleinere 
westliche Hälfte. 
§ 2. Das Alpeulaud in seiner Gesamtheit. 
Was nun zunächst das Hochgebirge der Alpen anlangt, so läßt es sich, 
obwohl, wie früher bereits augedeutet, nur ein kleiner Teil desselben für das 
Deutsche Reich in Betracht kommt, doch nicht vermeiden, demselben eine allge- 
meine Charakteristik zu widmeu, an welche sich auch die Gruppierung seiner 
Abteilungen zu schließen hat. — Von dem südwestlichen Frankreich zieht sich 
das Alpengebirge durch die Schweiz, Süddeutschland, Norditalien uud Öfter- 
reich hindurch, um selbst noch die südwestlichen Gebiete Ungarns uud die nord- 
westlichen der Balkanländer zn berühren; es breitet sich zwischen 43—48° 
nördl. Br. und 5—161/2 östl. L. von Greenwich aus. Sein Gebiet steht zwar 
an Umfang dem skandinavischen Gebirgskunde nach, aber es übertrifft das 
letztere an Höhe der Gipfel und Kämme und au Eutwickeluug uud Reichtum 
feiuer Formen außerordentlich. Nur mit den Apenninen, dem schweizerischen 
Jura und deu nach der Balkanhalbinsel ziehenden Kalkplateaus steht es in 
unmittelbarem Zusammeuhauge, währeud es soust ringsum aus der Ebene 
gewaltig emporsteigt; im Süden fast unmittelbar aus der lombardischen Tief- 
ebene, im Norden hingegen aus einer Zone von Vorbergen, an die sich weiter- 
hin Hochebenen anschließen. Aus den letzteren Verhältnissen erklärt es sich, 
daß sich alle läugereu Thäler uach Norden und Osten hin öffnen, während sich 
nach Süden hin nur kurze uud steile Thäler erschließen, und daß Deutsche uud 
Slaweu (von Norden uud Nordosten her) eiueu größeren Teil des Alpenlandes 
besetzen konnten als die Romanen (von Süden her). 
Was das Entstehen des Gebirges anlangt, so läßt sich dasselbe zunächst als 
das Ergebnis langdauernder Kristallisationen und Niederschläge aus einstigen Ur- 
meeren bezeichnen^). Hierauf erfolgten in verschiedenen Perioden Hebungen und 
Senkungen, dann abermalige Überflutungen und neue Ablagerungen, bis endlich 
scucrslüssige Massen aus dem Erdinnern diese übereinander gelagerten Schichten 
durchbrachen. Von besonders tiefgreifendem Einflüsse war es für die Gestaltung des 
Hochgebirges, als die Granite, Gneise und kristallinischen Schiefer, welche den eigent- 
lichen Kern desselben ausmachen, aus den Tiefen hervorgedrängt, von den strahlend 
aufschießenden Massen der hornblendenartigen Gesteine durchbohrt und fächerartig 
aufgerichtet wurden. Auf ungeheure Strecken hin wurde die Decke, besonders die 
*) Vergl. E. Desor, „Der Gebirgsbau der Alpen" (deutsch von G. Theobald, 
Wiesbaden 1865).
	        
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