316 Erstes Kapitel. 
Unterhalb der Unslrut folgen als Saalezuflüsse noch die Hettstädter Wipper und die 
Bode, von welchen die letztere mehrere Harzgewässer (Holzemme und Selke :e.) aus- 
nimmt und ziemlich wasserreich ist, aber nicht eigentlich schiffbar wird. Auch die im 
Bezirke Magdeburg in die Elbe mündenden Gewässer (Ohre, Tanger, Aland) sind 
nicht schiffbar. — Dem Stromgebiete der Weser gehört der Kreis Schleusingen an; 
die Werra bildet am Nordwestabhange des Eichsseldes eine kurze Strecke die Grenze 
zwischen den Bezirken Erfurt und Kassel; in der Nähe entsteht auch die Leine aus 
mehreren Quellen; aus der Grafschaft Wernigerode geht ein Teil der Gewässer der 
Ocker zu und westlich von Magdeburg (im Süden des Trömling) sind die Quellen 
des Weserflusses Aller. — Unter den stehenden Gewässern sind namentlich nur die 
beiden Mansfelder Seen, der Arendfee, und an der Grenze der Provinz der Plauesche 
See zu erwähnen. 
Hinsichtlich der Ertragsfähigkeit des Bodens gehört die Provinz zu 
den besten des Königreichs, nicht minder hinsichtlich der Pflege und Bearbei- 
tung ihrer Ländereien. Die geringste Fruchtbarkeit haben einige Striche der 
Altmark und der östliche Teil der Bezirke Magdeburg uud Merseburg (rechts 
von der Elbe); vereinzelt findet sich auch Moorboden; sehr steinig und daher 
dürftig sind die nordwestlichen Striche des Bezirks Erfurt. Die übrigen Teile 
der Provinz sind vorherrschend sehr fruchtbar. 
Sandboden findet sich namentlich in der Altmark, in den beiden Jerichowschen 
Kreisen (Bezirk Magdeburg rechts der Elbe) und in den Kreisen Wittenberg, Lieben- 
werda und Schweinitz (Bezirk Merseburg); die unfruchtbarsten Gegenden stellen die 
Kreise Gardelegen, Jerichow II, Schweinitz und Schleusingen dar. Das Eichsfeld 
ist so steinig (Muschelkalkbrocken), daß es gleichfalls als wenig ertragsfähig bezeichnet 
werden muß. Um so hervorragender sind an Fruchtbarkeit die Börde, ein etwa 
45 km langer und 30 km breiter Landstrich, welcher sich in der Gegend von Magde- 
bürg durch die Kreise Wolmirstedt und Wanzleben zieht und eine Fortsetzung (durch 
das westliche Anhalt hindurch) an der Saale entlang in der Richtung auf Halle hat 
(in den Kreisen Kalbe a. S., Aschersleben, dem Saalkreise und dem Mansfelder 
Seekreise), ferner die südlichsten Kreise des Bezirks Merseburg (Naumburg, Zeitz), 
die „Wische" (im Kreise Osterburg), die Bodegegend (Kreise Halberstadt und Oschers- 
leben), die „Goldene Aue" (in den Kreisen Sangerhausen und Nordhausen), die 
Unstrntgegend (in den Kreisen Langensalza, Weißensee, Sangerhausen und Querfurt) 
und die Gegend der unteren Gera (Stadt- und Landkreis Erfurt). Durch diese er- 
hebliche Fruchtbarkeit und sorgsame Bearbeitung ist nicht nur ein äußerst lohnender 
Anbau von Getreide, Ölsaaten, Zuckerrüben u. dgl., sondern auch von Gemüsen aller 
Art (Gurken, Zwiebeln, Kohlgewächsen ?c.), sowie Blumen- und Samenzucht (in und 
um Erfurt, um Quedlinburg, Aschersleben und Eisleben) möglich geworden; ebenso 
Obstbau (im Thüringer Hochlande), Weinbau (bei Naumburg und Freiburg a. U.), 
Hopfenbau (in der Altmark) und Wiesenbau (in den Flußniederungen, in der Alt- 
mark :e.). Wald findet sich in den weniger fruchtbaren Gebieten, also, abgesehen von 
den Gebirgsgegenden (Harz, Thüringer Wald :e.), besonders in den Kreisen Garde- 
legen, Wolmirstedt, Neuhaldensleben, Jerichow I und II, Bitterfeld, Wittenberg, 
Torgau, Liebenwerda und Schweinitz. — Über die Bodenbenutzung sind folgende 
statistischen Angaben zu macheu. Im Jahre 1883 waren vorhanden: Äckerland, Garten- 
land und Weinberge 1537 738, Wiesen 210479, Weiden, Hutungen, Öd- und Un- 
land 118909, Forsten und Holzungen 516450, Haus- und Hofräume, Wege, Ge- 
Wässer :c. 141403 ha. 
Bereits aus früheren Andeutungen ergibt sich, daß die Provinz auch an 
unterirdischen Bodenschätzen reich ist; es werden nicht nur wertvolle Erze 
(Kupfer, Silber, Eisen und Alaun), sondern auch andre Mineralien (Salze, Kohlen, 
Bau- und Pflastersteine, Gips, Kalk- uud Porzellanerde) reichlich gewonnen. 
Kupfer- und Silbererze finden sich im Mansseldschen, Eisenerze in der Graf- 
schast Stolberg - Wernigerode sowie in den Kreisen Schleusingen und Ziegenrück. 
Zu den gewaltigen Steinsalzlagern bei Slaßsurt treten die Salinen zu Schönebeck, 
Halle a. ©., Artern, Türrenberg, Erfurt und Beesenlaublingen; Steinkohlengruben
	        
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