346 Erstes Kapitel.
liegen im Kreise Plön, bei den Dörfern Ellerbeck (kaiserlicheWerft) und Gaarden
(gegenüber). Nach der Seeseite hin sehr starke Festungswerke zum Schutze des Hafens
(bei Friedrichsort, Möltenort und Labö, vgl. S. 343); Kiel selbst eine Festung ersten
Ranges. Bester Hafen der deutschen Ostseeküste; Reederei (56 Seeschiffe, darunter die
Hälfte Dampfer)' starker Scbifiahrtsvcrkehr und Seehandel, besonders nach Skan-
dinavien (Getreide, Vieh, Bauholz, Steinkohlen und Fische k.; „Kieler Sprotten":
Messe, „Kieler Umschlag" genannt; vgl. vorher S. 341). Reichsbankstelle, Kreditbank,
Handelskammer. Die Industrie tritt etwas zurück (Eisengießerei und Maschinenbau;
Fabrikation von Tabak, Tapeten, Goldleisten, Knochenmehl, Öl, Likör; Brauereien,
Dampfsägewerke und Möbeltischlerei, Schiffswerften, Kalkbrennereien und Ziegeleien,
Gerbereien :c.). Alte Stadt (aus dem 11. Jahrhundert); einige Zeit Residenz der
Gottorper Linie (1720—73).
Am Kieler Busen und südlich von demselben liegt der Kreis Kiel; er ist
reich an Naturschönheiten, Fruchtbarkeit sowie an adligen Gütern; im Süden auch
Geestland. Darin: Neumühlen, Vergnügungsort an der breiten Mündung der
Schwentine, in herrlicher Gegend, nahe bei Kiel; Hafen. — Bordesholm, Dorf in
schöner Lage, südwestlich von Kiel, ehemaliges Augustinerkloster (Kirche mit Grab-
mal des Herzogs Karl Friedrich, gest. 1739); Landratsamt. Westlich davon ein
großes Torfmoor mit Torfstich. — Im Westen von Kiel die von der Eider durch-
floffenen Seen, der Flemhuder und der Westensee. Am Bothkamper See der
große Ort Bothkamp, mit Schloß und Park; Mittelpunkt vieler Pachthöfe und
Dörfer. — Neumünster, Fabrikort in der Nähe der Stör, wichtiger Eisenbahn-
knotenpuukt in heidebedeckter Ebene, 13659 Einwohner. Bedeutende Tuchfabrik,
Fabrikation von Baumwollwaren, Teppichen, Watte, Papier, Tapeten jc.; Bier¬
brauerei; Eisenbahnreparaturwerkstätte, Getreidehandel, Kreditverein; Realschule.
Südlich vom vorigen der Kreis Segeberg, mit sehr vielen Heiden und Mooren,
doch auch fruchtbarem Boden an Trave und Schwentine. Darin: Segeberg, Kreis-
stadt und Bahnstation, zwischen der Trave und dem Segeberger See, 4701 Ein-
wohner. Berginspektion, Realprogymnasium, Schullehrerseminar. In der Nähe der
Kalkberg (Anhydrit und fester Gips); Gipsbruch und -mühle, Maschinenfabrikation.
Der Boden der Flur zum Teil fruchtbar, daher Ackerbau. Die hier und bei dem
nahen Stipsdorf erschlossenen großen Steinsalzlager sind wegen gewaltiger Wasser-
znflüsse nicht recht abbaufähig. — In der Nähe das Gut Traventhal an der Trave,
mit Landgestüt; Schloß (Friede zwischen Schweden und Dänemark, 1700). Im Nord-
westen der von der Trave durchslossene große Wardersee. — Nördlich von Sege-
berg in hoher Lage das geschichtlich merkwürdige Dorf Bornhöved (Landtags-
Versammlung bis 1480, Sieg des Herzogs Adolf IV. von Holstein über König
Waldemar II., 1227; Teilung Holsteins durch Herzog Gerhard, 1397; Sieg der
Schweden, 1813). — In der Nähe Tarbeck, am Gimmelsberge (78 m hoch), mit
Ziegelei: Fundort vieler Altertümer. — Ganz westlich der Flecken Bramstedt, an
dem Störzufluffe Brame (etwa 2000 Einwohner); Watte- und Leinfabrikation; Ge-
bnrtsort des Dichters Grafen Leopold von Stolberg (1750). — Bei Kaltenkirchen
große Heiden, bei Ulzburg und Wakendorf (an der oberen Alster) bedeutende
Moore, teilweise mit Raseneisenstein; in der Umgegend auch viele Grabhügel aus
vorgeschichtlicher Zeit.
An der Kieler Bucht der Kreis Plön, eine anmntige, fruchtbare und seen-
reiche, von der Ostsee umspülte Landschaft im Osten des Kreises Kiel. Darin: Plön,
Kreisstadt und Bahnkreuzungspunkt auf einer Landenge zwischen dem Großen und
dem Kleinen Plöner See, in herrlicher Gegend, 3025 Einwohner. Gymnasium,
Schloß mit Kadettenanstalt, Waisenhaus; Fischerei, Dampfschiffahrt auf den Seen;
schöne Aussichtspunkte (Schloßterrasse und Parnaß); 1622 — 1761 Residenz eines
Fürstenhauses. Nordöstlich von Plön Rantzau, an der Kossau, großes Schloß und
Park der Grafen von Rantzau; am Westufer des Großen Plöner Sees der Aussichts-
puukt Schubitzkuhl. — An der Schwentine die Stadt Preetz, Bahnstation, schön
zwischen dem Lanker- uud Postsee gelegen, 4670 Einwohner. Waisenhaus, Woll-
und Baumwollweberei, Gerberei und Schuhmacherei. Dicht dabei K l o st e r h o f Preetz,
ehemaliges Benediktiner-Nonnenkloster mit schöner Kirche (1216 gestiftet, jetzt adliges
Fräuleiustift). Das Schwentinethal ist sehr anmutig. — Die großen Orte Gaarden,
Ellerbeck und Labö am Kieler Busen, mit Marineetablissements (vgl. Kiel).