20 Zweites Kapitel. 
§ 8. Das rheinische Gebirgssystem. 
Zu beiden Seiten des Oberrheins dehnt sich zwischen Basel und Mainz 
die breite Thalfläche der oberrheinischen Tiefebene aus, welche eine Lauge 
von 300, eine Breite von 30—45 km besitzt und sich von Südeu nach Norden 
sanft uud allmählich abdacht. Die quartäreu Schichten, welche die Oberfläche 
bilden, bestehen bisweilen, namentlich zwischen Rastadt nnd Durlach, aus uu- 
fruchtbarem Saude, überwiegend jedoch aus fruchtbarem, wohlangebautem und 
ertragsreichem Boden. 
Es breitete sich hier einst ein großer Landsee aus, dessen Gewässer nordwärts 
nach dem Weserthale hin abgeflossen sein mögen, bis durch die Hebung des vulka- 
nischen Vogelsberges dieser Ausgang gesperrt und die Gewässer genötigt wurden, 
die mittelrheinischen Schiesermassen zu durchbrechen. Der Rhein und seine Neben- 
und Zuflüsse haben den Boden der Ebene mit allerhand Geröll von Stein- und 
Erdmassen überlagert und flache, sehr fruchtbare Schuttkegel gebildet, welche hin und 
wieder von Steinwällen umsäumt werden. In der Mitte der Fläche fließt der Rhein 
in vielfach gewundenem, zahlreiche Inseln („Auen") umschließendem Laufe, der Strom 
ist hier vielfach reguliert und überbrückt worden. Die beiden Hauptstraßen und 
Hauptbahnen des weiten Thales gehen längs des Gebirgssußes mit dem Strome 
parallel; Städte und Dörfer sind besonders am Austritte der Gebirgsthäler in die 
Ebene, auf vorspringenden Höhen der Gebirge hingegen Burgen, Schlösser, Kirchen, 
Klöster und Landhäuser erbaut, während die Abhänge Weinberge tragen. An 
einzelnen bequemen Übergangsstellen des Stromufers sind bedeutende Städte, wie 
Breisach, Mannheim, Germersheim, Speier, Worms, Oppenheim-Mainz, besonders 
aber Straßburg, erwachsen. Die breitere und fruchtbarere Westseite der südlichen 
Thalhälfte trägt an dem mit dem Rheinstrome parallel fließenden Jllflufse bedeu- 
tende Plätze, wie Mülhausen, Kolmar und Schlettstadt. Südwestlich vom Jllthale 
liegt die breite Thalspalte der „Burgundischen Pforte". Auf der rechten Rhein- 
seite erhebt sich, Kolmar gegenüber, im Breisgau der Aaiscrjluhl (560 m hoch), ein 
kleines vulkanisches Gebirge mit schönen Wäldern, Weinbergen und Obstgärten, 
prächtiger Aussicht und starker Bevölkerung. — Als Seitenbuchten der oberrheinischen 
Tiefebene, nach Bodenart, Klima und Kultur, erscheinen die Gegenden nordwärts 
des unteren Mains, besonders die schöne Wetteran, 
Die oberrheinische Tiefebene wird von Gebirgen umschlossen, welche hin- 
sichtlich ihrer Bestandteile und ihrer Gruppierung eine große Verwandtschaft 
zeigen; es ist der Schmarzwald auf der rechten, .der Wasgenwald auf der 
liukeu Seite des Rheins. Beide sind vorzugsweise aus Granit, Grannlit nebst 
devonischen Schiefern nnd Kalken gebildet und nach der Thalfeite von Rot- 
liegendem und Schiefer der Zechsteinformation begrenzt, beide von südnördlicher 
Richtung, im Süden hoch und breit, im Norden niedrig und schmal, beide auch 
mit domsörmigeu, abgerundeten Gipfeln, tief einschneidenden Felsenthälern nnd 
anmutigen Bergseeu versehen; beide haben auch eiue fast gleiche Höhe. — Der 
Schwarz wald reicht bis in die Gegend von Pforzheim nnd hat feine Haupt- 
masse im Südosten der Freiburger Tieflandsbucht. 
Hier läuft der Hauptkamm mit den beiden höchsten Kuppen, dem Belchen 
(1415 m) und dem Feld berge (1494 in), von Südwest nach Nordost und sendet 
starke Queräste nach Süden, zwischen welchen sich tief eingeschnittene Thäler mit 
großartigen Alpenszenerien, wie das Albthal, das Wutachthal, südwärts zum Rhein 
ziehen. Im mittleren und nördlichen Teile fehlt ein scharf ausgeprägter Kamm und 
zeigt sich Plateaucharakter: hier liegen die bis zu 1200 rn hohen Gipfel westwärts 
von der Wasserscheide. Von Freiburg führt an der Dreisam entlang und durch 
das Höllenthal zu dem Kamm (900rn hoch) am Fuße des Feldberges eine be- 
schwerliche Straße, welche von dort weiter nach Schaphausen oder Donaueschingen 
leitet. Bequemere Wege zu den letzterwähnten Städten führen die Kinzig und
	        
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