658 Drittes Kapitel.
Bahnstation, mit Schloß und Thongruben. — Waldprechtsweier, Dorf mit Papier-
fabrikation. — Rothenfels in Baden, Dorf und Bahnstation, Bezirkssorstei;
Musterlandwirtschast des Markgrafen Wilhelm, Fabrikation von Steingutwaren,
Holzhandel und Mineralbad. — Gaggenau an der Murg, Dorf und Bahnstation,
Glasfabrik und Eisenhammer. — Hördlen in Baden, Dorf mit Sägemühle und
Holzflößerei. — Beim Dorfe Obertsroth an der Murg (am andern Ufer) das
Ebersteinschloß (Neu-Eberstein) mit schöner Aussicht. — Langenbrand an der
Murg mit alter byzantinischer Kapelle; Forbach in Baden, Dorf und Bezirks-
forstei in dem schönsten Teile des Murgthales, Holzhandel und Sägemühlen.
Der Greis Karlsruhe.
Der Kreis Karlsruhe erstreckt sich von dem vielfach sumpfigen Ufer des Rheins
südöstlich und östlich tief in den Schwarzwald und das Neckarbergland hinein. Der
Boden ist, abgesehen von den Rheinsümpfen und einzelnen Sandstrichen, überwiegend
recht fruchtbar. Die Rinderzucht ist auch hier 'bedeutend und auch die Pferdezucht
wohl gepflegt (der Pferdebestand übersteigt den Reichsdurchschnitt). Geschichtlich besteht
der Kreis aus dem Hauptgebiete der ehemaligen Markgrasschaft Baden-Dnrlach, dem
Hauptteile des Stiftes Speier (Bruchsal) sowie aus Stücken von Baden-Baden (Ett-
lingen), der Kurpfalz (Bretten), und reichsritterfchaftlichem Territorium. Hin und
wieder findet sich Wein- und Tabaksbau. Auf Acker- und Gartenland kommen 46,
auf Weinpflanzungen 1,5, auf Wiesen 12, auf Wälder 37 Proz. der Gesamtfläche.
Die größere Hälfte der Bevölkerung ist evangelisch.
Karlsruhe, Hauptstadt des Großherzogtums und Eisenbahnknotenpunkt, in
fruchtbarer Gegend, 73496 Einwohner (1890, über die Hälfte evangelisch). Sitz der
Landesbehörden, Kreisamt, Amt, Oberlandes-, Land- und Schwurgericht, Kammer
für Handelssachen, Verwaltungsgerichtshof, Oberpostdirektion, Generaldirektion der
badischen Staatsbahnen, Hauptsteueramt; Gymnasium, Realgymnasium, höhere Bürger-
schule, polytechnische Schule uebst Forstlehranstalt; evangelisches und katholisches
Lehrerseminar, Turnlehrerbildungsanstalt, Tierarznei-, Handels-, Bau-, Kunst-
gewerbe-, Garten- und Obstbauschule; großherzogliche Bibliothek (150000 Bände);
Landesgewerbehalle, Landesgestüt; bedeutende Wohlthätigkeitsanstalten (großes Ho-
spital mit Diakonissenanstalt, Bürgerhospital, Waisenhaus). Großherzogliches Schloß
mit bedeutenden Sammlungen, großem Marstall und Schloßgarten (Hebels Denk-
mal), der Wintergarten (bedeutende Gewächshäuser), ausgezeichneter botanischer
Garten, Hoftheater, Kunsthalle mit Gemäldesammlung. Die Stadt ist vom Schloß-
platze aus fächerartig und regelmäßig erbaut. Denkmalspyramide des Gründers der
Stadt (Markgrafen Karl Ludwig von Baden-Durlach), Standbild des Großherzogs
Ludwig, Obelisk zur Erinnerung an die Verfassung, Statue des Ministers Winter.
Die Industrie ist nicht unerheblich: bedeutende Lokomativenfabrik, Fabrikation von
Eisenbahnwagen, vergoldeten und versilberten Waren, Nähmaschinen, Chemikalien,
Werkzeugen, Zement, Dachpappe, Handschuhen, Tabak, Thonwaren, musikalischen In-
strumenten, Tapeten, Möbeln; Bierbrauereien, Dampfsägewerke; Porzellanmalerei;
Reichsbankstelle, Vereinsbank; Buch- und Kuusthandel. — Mühlburg, Stadt und
Bahnstation an der Alb, 4112 Einwohner; etwas Industrie (Fabrikation von
Handschuhen, Stärke, Traubenzucker, Zichorien und Maschinen; Ziegeleien). —
Daxlanden, großes Dorf an dem Faulen Rhein (2700 Einwohner), landwirt-
schaftlicher Kreditverein; Pferdezucht. — Grünwinkel, Dorf, Bierbrauerei, Spiritus-
brennerei, Preßhefefabrikation. — Bulach, Dorf, Vergnügungsort der Karlsruher;
Viehhandel. — Rüppurr, großes Dorf an der Alb, chemische Fabrik und Torf-
stich. — Maxau, Weiler am Rhein, Maximiliansau gegenüber, Bahnstation mit
Eisenbahnschiffbrücke, Strombad (für die Karlsruher) und Hafen. — Eggenstein,
großes Dorf und Bahnstation, großes Torflager, Spar- und Darlehnskaffenverein.
— Leopoldshafen, Dorf und Bahnstation am Faulen Rhein, mit Hafen und
Schiffahrt. — Stutensee bei Blankenloch, großherzogliches Schloß und Gestüt. —
Friedrichsthal, Flecken mit Tabaksbau und Zigarrenfabrikation. — Ettlingen,
Stadt und Bahnstation an der Alb, 6201 Einwohner. Amt, Bezirksforstei, höhere
Bürgerschule, katholisches Schullehrerseminar, Unteroffizierschule; Schloß (Park).
Fabrikation von Papier und Stärke, Baumwollenspinnerei und -weberei; Wein-