Das Reichsland Elsaß-Lothringen. 675 
Acker- und Gartenland umfaßt 47, die Wiesen fast 20, die Waldungen gegen 
27 Proz. der Fläche; die Bevölkerung ist fast ganz katholisch. Darin: ÄltKirch, 
Stadt und Bahnstation an der Jll, 3175 Einwohner. Kreisdirektion, Hauptzollamt, 
Realschule, Maschinenfabrikation, Fabrikation glasierter Steine, mechanische Weberet; 
Steinbrüche. Bedeutende Getreide- und Viehmärkte; gute Thonlager und prächtige 
Waldungen in der Umgegend. Schon 1102 vorhanden, damals im Besitze der 
Grafen von Pfirt, später österreichisch. — Dammerkirch, Stadt und Bahnstation 
am Rhein-Rhonekanal, 1094 Einwohner; großes Kanalbassin. — Pfirt, Stadt im 
Quellgebiete der Jll, 520 Einwohner; Burg. Die Grafschaft Pfirt umfaßte den 
„Sundgau." — Dorf Kiffis, an der Lützel und in der Nähe der schweizerischen 
Grenze; dabei die Ruine Blochmond auf dem Blauen (.Blenmont). — Beim Dorfe 
Liebsdorf die Ruine Liebenstein. — Bei Ottendorf an der Larg der Morsberg 
(Morimont), auf der schweizerischen Grenze. 
Der Kreis Mülhausen gehört meist der oberrheinischen Ebene an und liegt 
am Rhein, an der Jll und dem Rhein-Rhonekanale; über 52 Proz. der Fläche sind 
Acker- und Gartenland, 2 Proz. Weinberge, 10 Proz. Wiesen und fast 30 Proz. 
Waldungen; nur J/8 der Bevölkerung ist evangelisch. Darin: Mülhausen, Kreisstadt 
und Eisenbahnknotenpunkt an der Jll und dem Rhein-Rhonekanale, 76 968 Einwohner 
(1890). Kreisdirektion, Landgericht nebst Kammer für Handelssachen, Hauptsteuer- 
amt, Gymnasium, Realschule, Gewerbeschule, Schule für Weberei und Spinnerei, 
Lehrerinnenseminar, Bezirksgefängnis, Waisenhaus. Judustriegesellschast (mit In- 
dustriemuseum). Sehr bedeutende Industrie: Mittelpunkt der Textil-, besonders der 
Baumwollenindustrie, welche von den Bürgern Schmalzer, Köchlin und Dollfuß ein- 
geführt wurde (1746). Einige 20 große Baumwollenspinnereien und -Webereien 
(Dampfmaschinen mit etwa 6000 Pferdekräften); mehrere große Kattundruckereien, 
Zwirnereien, Zeugdruckereien und Färbereien, Tuch- und sonstige Wollenweberei, 
Farbenfabriken, Gummibandweberei, mehrere große Maschinenfabriken, Graveur- 
austalten für Druckerwalzen, Schlossereien und mechanische Werkstätten, Kessel- 
fabrikation, Eisen-, Kupfer- und Bleigießereien, Ateliers für Zeichner und Walzen- 
stecher, Fabrikation von Näh- und Spinnmaschinen, Stärke, Zement, Bürsten, Senf, 
Seilerwaren, Fayenceöfen und Kochmaschinen, Chemikalien; Dampfsägewerke, Ziegeleien, 
Schiffbau, Bierbrauereien, Hafenbassin; lebhafter Handel (Wein, Getreide, Kolonial- 
waren, Jndnstrieerzeugnisfe). Reichsbankstelle, Handelskammer. Vom alten Mülhausen 
stehen noch der Nessel-und Teufelsturm, sowie das Rathaus (von 1551, erneuert 1846); 
uach dem Bahnhofe hin die neuere Stadt mit großartigen Gebäuden. Berühmt ist die von 
dem Maire Jean Dollfuß geschaffene Arbeiterkolonie (Häuser mit Gärten für mehrere 
Familien, die durch erhöhte Mietszahlung Eigentum werden, Altersversorgungskasse und 
-anstatt, Wasch- und Badehäusern, Kleinkinderbewahranstalt ?c.). Der größte Teil der 
Bevölkerung spricht deutsch (Elsassermundart); die größeren Geschäftsleute und die vor- 
nehmere Bevölkerung pflegen französisch zu reden. Etwa 25000 Industriearbeiter. — 
Schon 717 vorhanden, 1273 Reichsstadt, später bis 1789 französifch.— In dem Kreise 
Mülhausen ist auch sonst die Textilindustrie stark verbreitet, namentlich in den großen 
Dörfern Dornach (Schloß), Pfastatt (Druckerei, Färberei, Bleicherei), Zillisheim, 
Jllzach (auch Fabrikation von Papier und Fayenceösen) :e. — Lutterbach, Dorf und 
Bahnstation; ehemaliges Kloster. — Reiningen, Dorf an der Doller; Trappisten- 
kloster auf dem Ölenberge. — Habsheim, großes Dorf und Bahnstation am Jura; 
^bst- und Gartenbau, Steinbrüche. — Rixheim, großes Dorf und Bahnstation am 
Vorsprunge des Juras (über 3000 Einwohner); ehemalige Malteferpropstei; Obst- 
und Weinbau; große Papier- und Tapetenfabriken. — Landser, Dorf auf einer 
Höhe, früher Hauptort einer besonderen Herrschaft. — Beim Dorfe Sierenz stand 
schon ein Palast der Karolinger. — Hüningen, Stadt und Bahnstation am Rhein, 
1704 Eiuwohuer. Fabriken sür Chemikalien und Anilinfarben, Schiffahrt, Stein- 
tohlenhandel; Kanal vom Rhein zum Rhein-Rhonekanale; großartige künstliche Fisch- 
zuchtanstalt (in der Gemeinde Butzheim). Rheinübergänge der Franzosen. Beim 
Dorfe Leimen an der schweizerischen Grenze die Ruine Landskron. 
Der Kreis Thann liegt fast ganz am Wasgenwalde; industriereiche Thäler der 
Doller und ^hur; Acker- und Gartenland wenig über 16, Weinpflanzungen 1,g, 
Wiesen über 17, Weiden mehr als 12, Waldungen 47 Proz. d^r Fläche; Be- 
völkerung fast ganz katholisch. Darin: Thann in Elsaß, fchöngelegene Kreisstadt 
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