314 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen.
ten das Beste herbei, was sie hatten, und ließen nicht ab mit
Bitten, daß die Spanier es nur annehmen möchten. Dein Co¬
lombo schenkte der Kazike unter Anderm eine Maske mit schö¬
nen Goldstückchen in Ohren, Augen und Nase und am Halse,
eine Menge goldener Kleinodien, und als Colombo mit dem einen
Schiffe in der Nähe seines Districts Schiffbruch litt, weinte der
gute Mann heiße Thränen, suchte den Colombo freundlich zu
trösten, ultd seine Indianer mußten alle Sachen aus dem Schiffe
ans Land schaffen, wo sie in zwei Gebäuden niedergelegt und
die ganze Nacht bewacht wurden.
Gern wäre Colombo noch weiter gesegelt; aber er hatte nur
noch ein kleines Schiff übrig. Das eine war ja gescheitert und
mit dem andern war der Befehlshaber, Pinzón, heimlich davon¬
gesegelt, um auf seine eigene Hand Entdeckungen zu machen und
damit in Spanien groß zu thun. Aber der ehrliche Kazike wollte
Colombo nicht gern ziehen lassen; er bat ihn, doch da zu bleiben
und ihm gegen die Anfälle der Caraiben (Menschenfresser) der
benachbarten Inseln beizustehen Das ging zwar nicht an; in¬
dessen da mehrere von der Schiffsmannschaft baten, auf Haiti
zurückbleiben zu dürfen, so erlaubte es ihnen Colombo, beschloß
aber, noch vorher den Indianern einen recht hohen Begriff von
seiner Macht und einen Beweis seiner himmlischen Abkunft zu
geben, damit die Wilden auch in seiner Abwesenheit die Spanier
gut behandeln möchten. Er ließ daher in seiner Gegenwart seine
Spanier Waffenübungen anstellen und erreichte dadurch ganz
seinen Zweck. Mit Staunen und Schrecken sahen die Indianer
das Hauen mit Säbeln und hörten mit Entsetzen das Schießen
mit den Flinten, und als Colombo endlich eine Kanone abfeuern
ließ, stürzten sie gar zu Boden. Absichtlich hatte er das Stück
gegen die Wand des gestrandeten Schiffes richten lassen, und
zeigte nun den Wilden die von der Kugel gemachte Oeffnung.
Das vermehrte noch die Verwunderung; sie begriffen gar nicht,
wie die Kanone, ohne nach dem Schiffe hinzulaufen, ihm Scha¬
den zufügen könne, und hielten sie für ein mächtiges, lebendiges
Wesen. Nun konnte Colombo auf geduldige Unterwerfung rech¬
nen. Zum Ueberfluß ließ er noch einen hölzernen Thurm an
der Küste bauen und die gutmüthigen Indianer halfen wacker
Breter und Balken zutragen. Sie ahneten nicht, daß dieser
Thurm ein Werkzeug zu ihrer Unterdrückung werden sollte!
Nun machte sich Colombo zur Abreise fertig. Der gute