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stammen war Schild und Trommel aufgehäugt; besondere Vorrichtungen
gestatten die sichere Aufstellung der Lauzen und Blasrohre, deren Pfeil-
köcher neben den Feuern Platz finden. Einige aus Holz geschnitzte niedrige
Sitzbänke vertreten die Stelle der Stühle, niedere aus gespaltenem Bam-
bns gefertigte Bänke sind an den Wänden angebracht, uud mehrere Ge-
stelle derselben Art dienen als Ruhebetten für die Männer, damit diefe wäh-
rend des Tages Siesta (Mittagsruhe) halten können. Eigentümlich sind
diese letzteren Vorrichtungen, indem der Körper nur etwa bis zum Knie
darauf Platz findet, der Fnß aber zur Stütze des frei hervorragenden
Beines auf einem dünnen, dnrch zwei Gabeln getragenen Querstabe ruht.
Unmittelbar vor diesem Fnßgestell brennt fortwährend ein stark rauchen-
des Feuer, fast die Sohlen des Ruhenden versengend. Der Qualm des
Feuers soll Schutz gewähren gegen die hier fast unerträglichen Moskitos.
— Der mittlere Teil des Tambos ist Küche, Speise- uud gemein-
fames Wohnzimmer, in welchem Geräte und Töpfe in schönster
Ordnung aufbewahrt werden. Im rückwärts gelegenen, halbkreisförmig
ausgebauten Teile endlich liegen die Schlafräume der Familien. Eine
Anzahl von Betten, ähnlich'dem beschriebenen Ruhebette, jedes mit einem
während der ganzen Nacht wohl unterhaltenen Feuer, sind symmetrisch
an den Seitenwänden angebracht. Jedes einzelne Bett ist an drei Seiten
durch ziemlich hohe Bambuswände begrenzt und nur nach dem Fußende
zu offen, so daß gewissermaßen kleine, voneinander unabhängige Schlaf-
zellen gebildet werden. Jede das Haus bewohnende Person hat ihre
eigene Zelle, an deren Wänden das Privateigentum, bei Frauen nament-
lich Pntz- und Schmuckgegenstände, sorgfältig iu zierliche Taschen ver-
packt, aufgehängt sind. Was vor allem beim Besuche eiues solchen Hanses
ausfällt, ist die Reinlichkeit und Nettigkeit, mit der das Ganze gehalten
ist; jedes Ding steht an seinem bestimmten Platze, ist leicht und sicher zu
erlangen und ist dabei so angebracht, daß es dem Raum zum Schmucke
dient. — Der Boden ist eben und festgestampft wie eine Tenne und
absolut rein. Ließ ich bei meinem Besuche Cigarreuasche fallen, so kam
sogleich eine der Frauen, um deu Bodeu wieder rein zu segeu.
Reinlich wie die Wohnungen sind auch die Menschen; doch ist allerdings
dieser Luxus im warmen Klima bei halbwilden Menschen weniger kost-
spielig als bei uns. Es genügt im wesentlichen, daß die ganze Familie
des Morgens znm Bade nach dem benachbarten Bache geht; denn die
Kleidung spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Die Männer tragen ein
etwa 2 I2 Spannen breites Tuch, Jtipe genannt, um die Lenden, welches
meist durch einen breiten, aus Menschenhaaren geflochtenen Gürtel fest-
gehalten wird. Die Frauen sind in ein größeres Tuch (Tarache) ge-
hüllt, welches von der Brust bis etwa zu deu Knieen reicht und um
die Hüsteu durch ein Band gehalten wird. Diese Gewänder, wenn man