Holub: An den Viktoriafällen des Sambesi. 47 
diesem und dem nächsten Strahl ist eine große Fläche der schwarzbraunen 
Felsenwand zu erblicken, welche auch überall, zwischen und hinter den 
dünnen oder auch breiten, lichten, weiß erscheinenden und zur Tiefe schießen- 
den oder senkrecht über die Felsenwand herabfallenden Strahlen zu sehen 
ist und so, einen dunkeln Hintergrund gewährend, diese nur uoch deut- 
licher und schöner hervorhebt. 
Die einen sind so dünn, daß sie den Grund nicht erreichen, schon im 
oberen oder im unteren Drittel, mauche in der Hälfte des Falles zer- 
stäuben, um als Dunst emporzusteigen. Manche, etwa drei bis fünf 
Meter breit, erreichen den Abgrund — doch mit zerstäubenden und auf¬ 
kräuselnden Rändern, dort wieder fallt ein breiter Strahl auf eine 
vorspringende Felseuzacke, daß er sich bricht und in Kaskadenform zur 
Tiefe stürzt; am gewaltigsten schien mir der vom linken Uferrande in die 
Tiefe schießende Wasserstrahl. Die Mannigfaltigkeit der fallenden 
Wasserstrahlen und Massen rst gewiß unerreicht. 
Haben wir diesen durch einige Zeit unsere volle Aufmerksamkeit ge- 
widmet, so ist es lohueud, den Blick zu erheben, bis er gegen Norden dem 
blauen Horizont begegnet. Im weiten Hintergrunde das herrliche Grün 
der Fächer- und Saropalmen, mit denen die in der Ferne über das 
Flußbett zerstreuten Inseln bewachsen sind, welches angenehm von dem 
lichten Azur der Höhen absticht, und neben und um diese Juselu die 
tiefblauen Ränder des Stromes, seine Fluteu, die uoch so still, so lang- 
sam fließen, daß es scheint, als würden sie stille stehen, und folgen wir 
ihnen nach der Richtung, in welcher wir stehen, so sehen wir sie anfangs 
wenig, doch dann, je näher sie uns rücken, um so bewegter, bis sie 
einige Ketten quer über deu Fluß sich hinziehender und großenteils 
aus dem Wasser hervorragender! Felseublocke erreichen, gegen diese 
anprallend zurückweichen, um sich uun zwischen den freien Lücken 
und Nischen mit vervielfachter Geschwindigkeit dem Abgrunde zu nähern, 
die schroffe Kaute zu erreichen und dann brausend in die Tiefe zu 
stürzen. Befouders schön erscheinen die mit den Fächer- und Saro- 
Palmen und Palmengebüsch, mit Lianen und Aloearten bewachsenen, 
über dem Abgrunde liegenden und von drei Seiten von den schau- 
inenden Wogen umgebenen Inseln. Nachdem Livingstone diese Fülle 
— zu Ehren der Königin Viktoria — „Viktoriafälle" genannt hat, 
erlaubte ich mir, das hochinteressante, die Viktoriafälle beiderseits nmge- 
bende Hügelland zu Ehren des Prinzgemahls „The Albert country" 
und die Inseln zu Ehren der königlichen Prinzen und Prinzessinnen 
mit deren Namen zu belegen. 
Wenden wir uns zu dem südlichen und zugleich westlichen Ufer, an 
dem wir stehen, und zu jenem Abgrunde, der wie eiu Felseutrog zwischen 
uns und den Fällen sich befindet und das herabstürzende Wasser auf¬
	        
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