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1. Palästina.
Menschheit, als das Mutterland der Erde und der ältesten Kultur. Asien
liegt in der Mitte und Nachbarschaft aller bewohnten Erdteile. „Es ist,
als ob von Asien alles allerwärts hinausgehen sollte." Mit Europa und
Afrika bildet es ein Ganzes, und mit Amerika und Australien hängt es
durch eine Inselbrücke zusammen.
Unser „Bilderschatz" zeigt beides, die Kultur und Unkultur, die
Stätten der Civilisation und die Wohnplätze roher Naturvölker. Wir
betrachten die dargebotenen Bilder der verschiedenen Landschaften und
Völker Asiens im allgemeinen in der Richtung von Westen nach Osten.
1. Palästina.
1. Die Lage Jerusalems, der „Stadt ohnegleichen unter den
Städten des Erdbodens", wird durch Bild 32a veranschaulicht Wir
stehen im Geiste auf der Spitze des Ölbergs, also östlich von Jeru¬
salem. Er ist 1. im V. zu sehen. Vor uns liegt die heilige Stadt und
ihre Umgebung. Eine weite, hügelige Hochebene, ohne tieferes Erdreich,
und deshalb ohne reiche Fluren, mit wenig Ackerfeldern, aber viel nacktem
Felsboden dehnt sich vor unseren Blicken aus. Nur von Februar bis
April prangen Berge und Thäler in frischem Grün. Im Mai dagegen ist
schon alles wieder ausgebrannt. In der Mitte dieses felsigen Hochlandes
liegt die heilige Stadt. Sie ist von drei Seiten durch enge, tiefe Thäler,
wie von gewaltigen Gräben, umgeben. Am Fusse des Ölberges sehen
wir das Thal Josaphat oder das Kidronthal. Es zieht an der Ostseite
der Stadt hin. Der Thaleinschnitt des W. und S. heisst Hinnom. Er
vereinigt sich im S.O. der Stadt mit dem Kidronthal.*) Jenseits dieser
Thalfurchen erheben sich hohe Bergketten, die wie eine natürliche
Mauer im weiten Kreise die Stadt umschliessen. Jesusalem selbst ist
durch ein drittes Thal (das Tyropöon oder Käsemacherthal) von N. nach
S. durchschnitten. Es teilt die vier Höhen der Stadt in zwei Hälften,
von der die westliche den Berg Zion, die östliche den Moriah, Akra und
Bezetha umfasst. Jerusalem steht auf Bergen, und „um Jerusalem her
sind Berge, und der Herr ist um sein Volk her". Sie erscheint „als
eines grossen Königs Stadt". Denn alles, was, in der Nähe besehen,
uns an den Fluch Gottes gemahnt, das ist in der Ferne dem Auge ver¬
deckt. Alle Trümmer der Zerstörung und alle Zeichen gegenwärtiger
Vernachlässigung verschwinden bei dieser Entfernung.**) Wir sehen
rings um die Stadt eine Mauer. Sie ist 12 m hoch und mit 34 vier-
*) Früher waren diese Thäler ungleich tiefer als jetzt. So z. B. ist das
Kidronthal mehr als 30 m hoch mit Schutt angefüllt, und wo unser Bild jetzt
eine sanfte Abdachung zeigt, fiel früher der nackte Fels senkrecht von der Stadt¬
mauer ab.
**) Man musste aus allen Gegenden „hinaufgehen nach Jerusalem", weü es
auf einer der höchsten Stellen des jüdischen Gebirgsplateaus, 800 m über dem
Meeresspiegel, liegt.