Full text: Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde

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6. Sibirien. 
3. Bild 51a. Östlich von den Samojeden und im Stromgebiet der 
Lena wohnen in ziemlich grosser Anzahl die Tungusen und Jakuten. 
Diese sind sesshaft, wohnen in Blockhäusern und treiben Viehzucht 
und Jagd. 
4. Unter ihnen finden wir russische Ansiedelungen, wie Bild 68 a 
sie veranschaulicht: in nackter, baumloser Steppe erheben sich eine An¬ 
zahl einfacher Blockhäuser. Jedes Eigentum ist eingezäunt. Eine kleine 
Kirche bildet den Mittelpunkt des Ortes. Neben ihr ragt ein festes, 
turmähnliches Bauwerk auf; das ist das russische Magazin. Inmitten 
dieser Kolonie hat auch eine Tungusenfamilie ihr Zelt aufgeschlagen. 
Die Ansiedler sind teilweise freiwillige Kolonisten, meist aber freige¬ 
wordene russische Verbrecher, die hierher verbannt waren. Sie arbeiten 
fast alle in Bergwerken. 
5. Der südwestliche Teil Sibiriens ist eine ungeheuere Steppe, d. h. 
vollständig baumlose Grasfläche. Der östliche Teil derselben erstreckt 
sich als Barabasteppe am 1. Ufer des Ob entlang. Auch sie hat nir¬ 
gends Wälder. Bild 31b lässt recht deutlich das stockartige Wachstum 
der über mannshohen Gräser erkennen. Nur die höher gelegenen Stellen, 
wie z. B. der Hügel auf unserem Bilde, zeigen etwas Baumwuchs. Allein 
diese Plätze sind so selten wie Oasen in der Wüste. Die Eigenart des 
Grases und der sumpfige Untergrund der Steppe lassen eine Benutzung 
als Weideland nicht zu. Nur selten findet man in der Baraba ein 
Dorf. Ein Nebenfluss des Ob schlängelt sich langsam durch die weite 
Graswüste. 
6. Südwestlich von ihr dehnt sich bis zu dem Ural, dem Kaspischen 
Meer und dem Irtisch im N. die ungeheuere Kirgisensteppe aus. 
Bild 74 b! Auch sie erscheint als eine endlose, baumleere Grasfläche, 
als eine einförmige Öde. In ihr zieht der Kirgise umher und schlägt 
bald hier bald da seine Jurten oder Kibitken, breite, kuppeiförmige Zelte,*) 
mit Filz überdeckt, auf. Nur in den Wintermonaten macht er Rast, um 
jeden Frühling das fröhliche Wanderleben von neuem zu beginnen. Sein 
Reichtum besteht in Kamelen, Pferden, fettschwänzigen Schafen, Ziegen 
und Rindern. Die Kirgisen sind ein wohlhabendes Nomadenvolk. Sie 
treiben auch Jagd, für die sie Falken zur Beize abrichten. Im V. r. zeigt 
das Bild ein erlegtes Wildschaf. — Die Kirgisen sind von kleiner, ge¬ 
drungener Gestalt, mit stark gebräunter Hautfarbe. Die krummen Beine 
bezeichnen sie sofort als Reitervolk. Zum Reiten dienen ihnen Rinder 
und Pferde (Bild). Ihr Lieblingsgetränk ist gegorene Stutenmilch. Ihre 
Waffen sind: Lanzen, Säbel und Gewehr. Manche Kirgisenhorden sind als 
gefährliche Räuber von den durchziehenden Karawanen gefürchtet. Die 
Kirgisen bekennen sich zum Islam. 
7. Bild 10 b zeigt, dass man den Kaukasus mit Recht „den Tausend¬ 
gipfeligen" nennt. Seine Bergriesen zeigen kühnere Gebirgsformen und 
noch mehr zerklüftete und zerrissene FelsAvände als Alpen und Balkan 
*) Der Kirgise nennt das Zelt sein „weisses Haus".
	        
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