Full text: Erläuterungen zu F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde

114 
D. Afrika. 
erst seit Jahrzehnten von mutvollen Reisenden nach und nach erforscht. 
Nur die Nordostecke war von alters her bekannt. Hier finden wir den 
einzigen Kulturstaat Afrikas, das uralte Ägypten. Sein Strom zeigte 
zuerst den Weg in das Innere dieses Erdteils. Der ganze Lauf des Nil 
ist auch erst seit etwas mein- als einem Jahrzehnt bekannt. Er ist der 
grösste Strom Afrikas und gehört zu den Riesenströmen unseres Erd¬ 
balls. Auf ihm beruht der Anbau, die Kultur, das Bestehen Ägyptens. 
„Ägypten ist der Nil und sein Thal." 
1. Nordafrika. 
1. Ägypten, a) In drei Bildern werden uns drei verschiedene 
Landschaften dieser bedeutsamsten Flussader Afrikas veranschaulicht. 
Bild 14 f führt uns an den oberen Nil. Seine Quelle ist ein grosser 
See (Victoria Nyansa). Dieser sammelt auf einer Hochebene von etwa 
1300 m Höhe die unermesslichen Gewässer der Tropenregen und die 
schmelzenden Schneemassen der Berge. Der Abfluss dieses Riesenseees 
ergiesst sich zunächst in den tiefer gelegenen Albert-Nyansa. Diese 
wildeste Strecke des Oberlaufes mit ihren zahlreichen Katarakten oder 
Stromschnellen stellt unser Bild dar: zwischen grossen Felsbänken 
hindurch muss sich der Nil seinen Weg abwärts suchen. Durch wildes 
Rauschen und Tosen der herabstürzenden Wasser machen sich die 
Stromschnellen von fernher bemerkbar. Sie haben lange die Fort¬ 
schritte der Entdeckungen aufgehalten. Aus dem zweiten See bricht 
dann der Nil als eine mächtige, tiefe Stromader hervor, sich von neuem 
über Bergwände und Felsriegel hinwälzend. Bei Chartum vereinigen sich 
der Weisse und der Blaue Nil. Nun beginnt 
der Mittellauf. Bild 14 g zeigt den ruhiger werdenden Teil des¬ 
selben: ohne jeden Zufluss strömt er in einer einzigen kolossalen Felsen¬ 
spalte, zwischen hohen Felsengebirgen, ungehemmt dahin. Hier und da 
tauchen stille, üppig grünende Wiesen im Strome auf. Bei Kairo tritt 
der Nil in sein Delta. Bild 14h: das Flussbild verwandelt sich 
in ein Meeresbild. Die beiden begleitenden Bergzüge sind zurück¬ 
gewichen. Plötzlich spaltet sich der Nil. Die Eingeborenen nennen 
diese Gabelung den „Bauch des Flusses". Zuerst sind es zwei Haupt¬ 
arme. Aber auch diese lösen sich in immer neue Kanäle und seichte 
Flüsse auf. Ohne Zahl durchfurchen und befruchten diese „die goldene 
Aue der Wüste", so dass die Alten mit Recht Ägypten eine „Flussinsel" 
nannten. Das Nildelta liegt 17 m über dem Meer. Sein Land ist schwarze 
Schlammerde und macht mehr als die Hälfte des anbaufähigen Landes 
von ganz Ägypten aus. Es ist nach der Überschwemmung eine „von 
den lieblichsten Blumengerüchen duftende, saftige Aue". Vom ganzen 
Nilthal gilt das Wort: „Erst Staubgefild, dann süsses Meer, dann Blumen¬ 
beet" Yon den Charakterpflanzen Ägyptens zeigt unser Bild die Dattel¬ 
palme und von den charakteristischen Tieren die Sumpf- und Watvögel. 
(Reiher und Marabustörche.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.