Full text: Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee (Bd. 11)

170 Die Mulde und ihre Ränder. 
Dünen zusammengekehrt wird und selbst Landstraßen sperrt. Ganz fehlt es 
jedoch nicht an schönen Partien; die Goldenbaumer Mühlen am Südende der 
Steinmühlenschen Seen liegen recht romantisch in einem Buchenwalde, und in 
den Serranschen Bergen östlich von Neustrelitz, im neuen Wildparke mit einem 
schönen Schweizerhause, einem Lieblingsaufenthalt des Großherzogs Georg, 
steht ein Treppenturm, von dem aus man eine weite Aussicht genießt. Auch 
das Städtchen Wesenberg hat zwischen Seen, Wiesen uud Gehölzen eine an- 
mutige Lage. Altstrelitz dagegen, von 1701 —1712 herzogliche Residenz, wegen 
der vielen hier wohnenden Juden von dem Volke Olden Mochum (vom hebräischen 
rnakorn = Ort) spottweise genannt, ist trotz seiner großen Feldmark ein un- 
ansehnlicher Ort. Nach dem Brande des Schlosses 1712, das später wieder 
restauriert und zum Landarbeits- und Jrrenhause eingerichtet wurde, ward die 
herzogliche Residenz nach dem zwischen dem Zierker uud Glambecker See be- 
legenen Dorfe Glineke verlegt, wo der Herzog sich der Jagd wegen gern auf- 
hielt, und 1726 wurde der Bau des neuen Residenzschlosses begonnen, neben 
dem auch bald die Stadt Neustrelitz in Form eines Sterns, dessen Mittelpunkt 
der hochgelegene Markt ist, emporwuchs. Im ganzen hat Neustrelitz ein freund- 
liches Ansehen; das Schloß ist nicht ansehnlich, hat aber einen sehr geschmackvoll 
angelegten Park, der sich bis an den Zierker See hinabzieht; auf der andern 
Seite stößt es an den mit herrlichen Buchen bestandenen Tiergarten, dessen 
hügeliger Boden sich bis 120 m erheben soll. 
Dits Vuellengediet der Elde und die großen Seen. Dies Gebiet, dessen 
Länge von der westlichen Grenze des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz 
bis zu einer die Südspitze des Malchiner Sees über die Nordspitze des Planer 
Sees mit der Elde verbindenden Linie sich 45 km erstreckt, ein Gebiet von un- 
gesähr 1350 qkm, ist das wasserreichste in ganz Mecklenburg, denn es enthält 
die Kette der großen von der Elde durchfloffenen Seen, welche nebst einigen 
andern in diesem Gebiete bestndlichen ein Areal von 337 qkm bilden. Diese 
großen Seen bieten des Interessanten gar manches dar; der größte derselben, 
der zugleich auch der größte aller ganz innerhalb der Grenzen Deutschlands 
belegenen ist, die Müntz (vom slawischen morze — Meer), hat im allgemeinen 
nur flache Ufer, die sich an wenigen Stellen, wie z. B. in dem Vorgebirge 
Steinhorn bei Ludorf, erheben und fchöne Aussichten gewähren. — Der schmale 
Streifen des Schweriner Landes östlich von der Müritz hat durchweg sandigen 
Boden, und dem Sandgebiete gehört auch das nördlich von der Seenkette be- 
legene Stück der Mulde an, von welchem der Volkswitz behauptet, daß der 
Teufel es mit seinem Daumen zugedeckt habe, als er dem Heilande, um ihn zu 
versuchen, die Herrlichkeiten der Welt zeigte. Dieser flachen sandigen Landschaft 
gegenüber gestaltet sich der südwärts von den Seen belegene Teil des Gebietes, 
der im Osten die Müritz, im Süden die Mark und im Westen die Elde von 
Lübz bis Burow zur Grenze hat, zu einer etwa 787 qkm großen bergigen 
Landschaft, die sich an manchen Stellen zu ansehnlicher Höhe erhebt, wie die 
Höhen bei Woldzegarten 126 m, bei Karbow 115 m und Gnevsdorf 126 m. 
Am hügeligsten und fruchtbarsten ist die östliche Hälfte diefes Distrikts zwischen 
der Müritz und dem Planer See, in welchem auch die Elde entspringt. Dieselbe 
Gegend ist auch in geognostischer Hinsicht interessant, indem hier zwischen
	        
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