Full text: Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee (Bd. 11)

Das Quellengebiet der Eldc und die großen Seen. 171 
Malchow und Röbel in sehr hügeliger Zone auf den Bergkuppen der Felder 
von Lebbin u. a. m. vielfältig blendend weiße Kreidelager zu Tage treten, die 
man in meilenweiter Entfernung, wenn die Sonne sie bescheint, wie weiße 
Wölkchen am Horizont leuchten sieht. Von dem großen, fünf Tagereisen langen 
Walde, der sich in slawischen Zeiten unter dem Namen Bezwt von hier weit 
in die Mark hinein erstreckte, sind auf mecklenburgischem Boden nur geringe 
Reste übrig geblieben. Was die Ortschaften dieses Gebiets betrifft, so ist das 
Kloster Malchow, ehedem ein reiches Nonnenkloster, der Stadt Malchow gegen- 
über auf dem hügeligen südlichen Ufer des Malchowschen Sees liegend, dieser 
seiner anmutigen Lage wegen in Mecklenburg so renommiert, wie die kleine, 
teilweis auf einer Insel im See liegende Stadt wegen der guten, soliden Tuche, 
die dort fabriziert werden. Zur Zeit des Lissaboner Erdbebens zeigte sich der 
See in starkem Aufruhr und die alte, jetzt abgebrochene Kirche bekam einen Riß. 
Am südöstlichen, von ansehnlichen Hügeln umkränzten Ufer des Plauer Sees 
bemerken wir Stuer mit einer vielbesuchten Wasserheilanstalt. In einiger Ent- 
fernnng vom Hofe liegt die alte Burg Stuer, die bedeutendste mittelalterliche 
Ruine in Mecklenburg. In einer weiten Wiesenfläche sieht man den hohen 
viereckigen Turm von 3 in dickem Mauerwerk aus sehr großen Ziegeln auf 
einem hohen viereckigen Wall stehen; auf dem Rande dieses Burgwalles stehen 
noch die Fundamente von starken Mauern, welche starke Kellergewölbe ein- 
schließen. Die Stuersche Vordermühle liegt recht romantisch in einem Wald- 
thale an dem Stuerschen Bache, der in den See abfließt, welcher früher auch 
der Stuersche benannt war. Jetzt heißt er nach der Stadt Plau, am westlichen 
Ufer und am Abfluß der Elde belegen, einer der freundlichsten des Landes, 
wo ebenso wie in Malchow die Tuchweberei blüht. Neben der Stadt sieht man 
die Wälle uud Trümmer einer Burg, den sogenannten Amtswall, von dessen 
rundem, neuerdings restauriertem Turme man eine weite herrliche Rundsicht 
über den See und die Stadt genießt. Südlich von Plau erhebt sich 130 m 
hoch der Klüschenberg, auf dessen Hochfläche das ansehnliche Schützenhaus liegt 
und dessen südlicher Abhang der Weinberg heißt, wo von 1513—1552 mit 
einigen Unterbrechungen Wein gekeltert sein soll. Diese Höhen fallen in steilen 
Abhängen zum städtischen Holz ab, das uumittelhar am See liegt. Hügel und 
Thal, freie Räume, niederes Gebüsch, Eichen, Buchen und Tannen und sieben 
kleine Seen wechseln in dem Stadtholz miteinander ab und bilden einen großen 
reizenden Park. An der Westseite der Müntz notieren wir Röbel, von Sümpfen 
und Mooren umgeben, in der Slawenzeit ein fester und bis ins Mittelalter hinein 
ein bedeutender Ort. Hier hat man früher den Tempel des Radegast gesucht, da 
der Ort ziemlich zu der Beschreibung des Dietmar paßt. Diese Annahme wird 
jedoch jetzt allgemein verworfen und es wird angenommen, daß Rhetra in der 
Nähe von Prilwitz und am Tolensesee gelegen habe. Wie bedeutend Röbel 
früher gewesen, ist daraus ersichtlich, daß es nach einem Register aus dem Jahre 
1506 ganze 200 Mann zum Aufgebot stellen mußte, während Waren und 
Güstrow nur 100 stellten. Sehenswert sind in der Marienkirche die Holz- 
schnitzarbeit der Kanzel, die Glasmalerei der Fenster über dem Altar und das 
Altarbild. Wie der schon erwähnte Steinhorn, so bieten die 4 1cm von Röbel 
entfernten Spitzknhner Berge in der Höhe von 130 m über dem Meere eine 
meilenweite Aussicht bis in die Mark Brandenburg hinein.
	        
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