Das Quellengebiet der Warnow. 173
noch eine Menge, doch meist kleinere Seen vorhanden; die größten sind der
Krakower und der Goldberger See; alle aber entsenden ihr Wasser in die
Warnow, entweder unmittelbar oder durch ihre Nebenflüsse, die Mildenitz und
die Nebel. Dies Gebiet ist reich an Sandboden und an Fennbrüchen; da aber,
wo Sand und Lehm zusammentreten, bildet sich gewöhnlich ein vielfach durch-
schnittenes und wechselvolles Terrain, starke Hügel, rasche Wasserläufe, Laub-
und Nadelholz in buntem Gemisch. Auf diesem gemischten Terrain liegen
einige der anmutigsten Punkte Mecklenburgs, da es ihm fast nie an ruhendem
oder fließendem Wasser fehlt. Einen solchen Punkt haben wir in dem Dorfe
Dobbertin, am Dobbertiner See belegen, durch die Reformation aus einem
Nonnenkloster in ein Fräuleinstift verwandelt, weitläufig und gut gebaut mit
schönen Alleen und Gärten geziert, so daß der Ort wie ein großer Garten er-
scheint. Das Kloster mit der sehr geschmackvoll restaurierten Kirche, im Halb-
kreis von den Wohnungen der 32 Stiftsdamen umgeben, liegt dicht am See,
während das Dorf sich um den zwischen beiden liegenden Park herumzieht.
Bei der Durchführung der Reformation am Kloster von Dobbertin wurde
es dem fürstlichen Reformator Herzog Johann Albrecht nicht so leicht gemacht,
wie in Malchow. Die herzogliche Kommission, die hier 1557 im März er-
schien, forderte die Nonnen auf, daß sie sich bereit erklärten, das Wort Gottes
zu hören, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt nicht zu hindern, ihre alten
katholischen Gesangbücher zu verbessern und die Bilder aus der Kirche wegthun
zu lassen. Da sie darein willigten, wurde mit der Wegräumung der Bilder
der Anfang gemacht. Alles ging gut, bis ein großes, besonders verehrtes
Marienbild an die Reihe kam. Da schrieen die Nonnen, es möge ein Wunder
thun und die Schänder erschlagen. Da aber nichts geschah, sielen einige nur
vor dem weggetragenen Bilde auf die Kniee. Die Hauptsache war erreicht, und
die Kommission entfernte sich. Bald aber war das alte Wesen wieder da, und
eine Nonne, Margarete Wangelin, die dem Evangelium zugethan war, wurde
von den übrigen dermaßen gezüchtigt, daß ihr das Blut in Strömen vom
Rücken floß. Da erschien die herzogliche Kommission von neuem. Der Chor
der Nonnen in der Kirche sollte nun vermauert werden. Diese aber setzten sich
zur Wehr und es kam in der Kirche zu einem Gefechte, indem die Nonnen den
eindringenden Bauleuten mit Geschrei und Gebet entgegentraten und sie von
oben herab mit Steinen und Blöcken bewarfen und mit Wasser begossen. Zwar
konnten sie die Zumauerung nicht verhindern, aber sie erklärten, daß sie un-
beugsam beim Alten beharren wollten. Die Kommission reiste mit der Drohung
ab, daß der Herzog auf andre Mittel denken und sie aus dem Kloster stoßen
würde. — Dies geschah aber erst nach beinahe fünf Jahren, 1562. Die beiden
Herzöge, Johann Albrecht und sein Bruder Ulrich erschienen persönlich. Eine
Formel, wie es künftig im Kloster gehalten werden sollte, wurde den Nonnen
zur Annahme vorgelesen; elf, unter denen die Wangelin, nahmen es an; die
andern weigerten sich zu gehorchen. Sie wurden daher aus dem Kloster ver-
wiesen; den ihnen angebotenen bereitstehenden Wagen schlugen sie aus, sie zogen
es vor, zu Fuß abzuziehen. Unter Verwünschungen verließen sie das Kloster
und die eine, Jngeborg Hagenow, rief: „Wenn ich euch alle verschlingen oder
dem Teufel in den Rachen werfen könnte, wollte ich es nicht lassen." Die
Flüchtigen fanden Aufnahme bei der Herzogin-Mutter in Lübz, die sich für ihr