Full text: Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee (Bd. 11)

6 Die Küste. 
Halbinseln liegen dem Ufer vor. Da ist zuerst die Förde von Hadereleben, 
dann die von Apenrade. Vor andern wird die letztere gerühmt um ihrer Schön- 
heit und Brauchbarkeit willen. Zwischen den beiden Förden sieht man die 
Inseln Aarö und Barsö in der fischreichen Gjenner Bucht. Ehe hierauf die 
große 30 km lange Seezunge der Flensburger Förde mit ihren Waldungen, 
Seebadeanstalten und Ziegeleien beginnt, entläßt die Küste ostwärts vorhetend 
das vielfach aus- und eingezackte Vorland Sundewitt und das prächtige Alsen. 
Bemerkenswert sind hier die Halbinseln Broacker und Kekenis. Em Deich hat 
1821 den Geltinger Busen sehr beschränkt; wir hätten sonst eine Förde uud 
zwei Inseln mehr. Ob aber die 38 km lange Wasserstraße der Schlei als 
Förde oder als Flußbett anzusehen sei, darüber hört man zweierlei Meinung. 
Der enge Eingang bei Schleimünde, die größere Seichte, die starkbrakige Be- 
schaffenheit ihrer Gewässer und der streckenweise geringe Strom nähern sie dem 
Charakter eines Binnensees, wogegen die Eckernsörder Bucht unter allen hier 
angeführten Seeabzweigungen am ersten den Namen eines Meerbusens ver- 
dient. Sie öffnet sich breit dem Meere. Alle diese Förden sind Häfen und 
meistens als solche ausgezeichnet. Aber die weltberühmte Kieler Bucht über- 
flügelt sie alle in dieser Hinficht. Sie ist in der Südwestccke der Ostsee gelegen, 
da, wo sich Schleswig und Holstein berühren. 
Von hier an verändert die Küste Richtung und Beschaffenheit. 63 km 
zieht sie nach Osten, um erst beim Fehmarnsund mit scharfer Ecke wieder süd- 
wärts abzufallen. Zwar ist sie hier im Norden Holsteins auch geschweift und 
nicht ganz unentwickelt, aber von einer fortlaufenden Sandbank umgeben, und 
Förden bildet sie nicht mehr. Ihre bemerkenswerteste That ist, daß sie die 
fruchtbare Insel Fehmarn vor sich entläßt, die, satt und sicher in ihrem Land- 
betrieb, die schönen Fischgründe, von denen sie umringt ist, nicht zu kennen 
scheint. Noch aber hat die Küste es nicht völlig verlernt, Förden zu bilden. 
23 km weiter südwärts biegt sie zurück und macht bei Neustadt einen letzten 
nicht übel gelungenen Versuch dieser Art. Die Neustädter Förde ist schon ein 
Teil der breiten, südwestlich in das Land hineingezogenen Travemünder, wenn 
man will, Lübecker Bucht. In ebenderselben treffen wir — das erste in seiner 
Art, seit diese Verhältnisse bei Waterneverstorff künstlich geändert sind — eine 
Art von Haff mit Nehrung, den Dassower Binnensee, die Landzunge Priwall. 
Von nun an ist dies für unfre Küste die charakteristische Entwickelungsform. 
Je weiter nach Osten, -desto freier entfaltet sie sich. Handel und Schiffahrt uud 
felbst Fischerei begünstigt sie leider nicht in dem Maße, wie die Förden es thun. 
30 km nach Südwesten und ebensoviele nach Osinordosten erstreckten sich die 
beiden Schenkel des abgestumpften Winkels, den die Lübecker Bucht bildet. Hierauf 
zieht sich die flache Küste 180 km weit nordöstlich, bis sie im nördlichen Teile 
Rügens eine geographische Breite von 54^ Grad erreicht und überschreitet. 
An dieser Strecke sind Mecklenburgs Häfen belegen, die Bucht von Wismar mit 
der Insel Poel uud dem dicht angeschlossenen Salzhaff, und die Warnowmündung. 
Im Dars, wo Pommern beginnt, ist Deutschland den dänischen Inseln 
so stark genähert, daß die Leuchtfeuer von Gjedfer Odde auf Falster und von 
Darser Ort bei klarem Wetter sich gegenseitig sehen. Dies ist das Thor, das 
aus den südwestlichen Zipfeln des Baltischen Meeres in die freie Ostsee führt. 
War das mecklenburgische Seeufer verhältnismäßig wenig gegliedert, so ist das
	        
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