Full text: Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee (Bd. 11)

212 Pommern. 
unbekannte Ferne nach Osten, an dessen Südusern von der Elbe über die Peene 
bis zur Weichsel die Slawen oder Wenden wohnen. Ungefähr 2V2 Jahrhun¬ 
dert später werden der Rugianische Bodden als ein Teil der Ostsee, die östlichen 
Nebenflüsse der Elbe und die Oder mit der Warthe genannt. Im 11. Jahr- 
hundert faßte dann Adam von Bremen die geographischen Kenntnisse seiner Zeit 
über diese Gegenden zusammen; doch standen auch ihm noch die Ostsee und das 
am Hellespont anfangende Meer mit einem Busen des nördlichen Ozeans in 
Verbindung. Mehrt sich dann auch mit der festeren Gestaltung der kirchlichen 
Verhältnisse die Kenntnis unsrer Küstenländer — der Wismarische Busen. 
Hiddensöe, Strela, die Ucker, das Haff, die Swine, deren Mündung Platzmynni 
hieß, die Dievenow mit der Insel Gristow und die hauptsächlichsten Flüsse Hinter- 
pommerns werden genannt — so glaubte doch auch Helmold im 12. Jahr- 
hundert noch an eine Durchfahrt von der Ostsee nach den griechischen Gewässern. 
Ebenso allmählich verbreitete sich die Kenntnis der wendischen Völker- 
schasten, als deren hauptsächlichste die im Westen wohnenden Abodriten und die 
östlicher wohnenden Wilzen, später Lnitizier genannt, erscheinen, beide aus ver- 
schiedenen kleineren Stämmen bestehend, von denen bald die einen, bald die 
andern mehr hervortreten, je nachdem sie unter den Stammgenossen zur Herr- 
schaft oder mit den Deutschen in Berührung kamen. Jenseit derselben erscheinen 
am Rugiauischen Meerbusen die Ranen oder Runen als das mächtigste Volk, 
dessen Wohnsitz Adam von Bremen als ein den Wilzen gegenüberliegendes 
Eiland bezeichnet, jenseit der Oder aber die Pommern mit ihren Hauptstädten 
Kolberg und Danzig. 
Der Name Pommern ist umgebildet aus dem slawischen Pomorjane, Meer- 
anwohner, von po = an und more = Meer, weshalb sie von den alten pol- 
nischen lateinisch schreibenden Historikern auch als maritimi bezeichnet werden. 
Zweifelhaft ist bei den sich widersprechenden Nachrichten die Dichtigkeit 
der Bevölkerung. Westlich von der Oder scheint sie dichter gewesen zu sein 
und aus einer zahlreicheren hörigen Bevölkerung germanischen Stammes, die 
bei der Wanderung der Germanen nach Westen im Lande geblieben oder von 
den Raubzügen der Slawen als Gefangene in das Land gebracht worden waren, 
und aus einer weniger zahlreichen herrschenden, waffenführenden wendischen 
Bevölkerung, welche um ihrer geringeren Zahl willen eine ungewöhnlich große 
Zahl befestigter Orte angelegt hatte, bestanden zu haben. Östlich von der Oder, 
wo überwiegend Slawen saßen, scheint die Bevölkerung dagegen viel weniger 
zahlreich gewesen zu sein. Die Bewohner, zum Teil in Pfahldörfern wohnend, 
trieben in Flüssen und Seen Fischsang, auf der See besonders um Rügen im 
Herbste Heringsfang; die Jagd in den dichten ausgedehnten Waldungen lieferte 
Auerochsen, Bären, wilde Schweine. Elentiere, Hirsche, Rehe und andres Wild; 
man zog Rinder, Pferde teils deutscher, teils einheimischer, noch später in Pom- 
mern wild vorkommender Rasse, Schafe, Schweine, Gänse, Hühner; besonderer 
Pflege erfreute sich die Bienenzucht. Durch den Ackerbau gewann man Roggen, 
Weizen und Gerste; Hanf und Flachs wurden zur Verfertigung der Unterkleider, 
Segel und Netze gebaut. In den Gärten zog man Mohn, Hülsenfrüchte, Obst, 
in Stettin als heilig gehaltene Seltenheit einen Walnußbaum; Wein kam erst 
mit dem Christentum in das Land und wurde bei Stettin gebaut; Brot ge- 
wann man aus wahrscheinlich auf Handmühlen hergestelltem Mehl, Bier aus
	        
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