Full text: [Teil 5 = 7. - 9. Schulj] (Teil 5 = 7. - 9. Schulj)

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für den also ein eigenes Fuhrwerk notwendig ist, beispielsweise der 
Landarzt oder der Notar. Die wollen nicht teurer als mit dem Pferde¬ 
fuhrwerk, aber schneller und bequemer fahren. Wenn beispielsweise 
jemand in einem entfernten Dorfe krank wird, so ist es oft von Wichtig¬ 
keit, daß ihn der Arzt nicht erst in zwei Stunden, sondern schon in 
fünfzig Minuten in Behandlung nehmen kann, und für den Arzt 
selber bedeutet es auch eine große Bequemlichkeit, wenn er eine Tour, 
die sonst vielleicht zweieinhalb Stunden in Anspruch nimmt, in fünf¬ 
zig Minuten erledigen kann. Daher ist der Bau eines billigen, leichten 
Gebrauchswagens eine Lebensaufgabe für alle Kraftfahrzeugfabriken 
geworden. Allgemein rechnet man, daß die Unterhaltung eines solchen 
billigen Gebrauchswagens nicht teurer kommt, als diejenige eines ein¬ 
fachen Zweispänners, während die Leistungsfähigkeit etwa die drei¬ 
fache ist. Denn erstens wird der Motor im Gegensatz zum Pferde nicht 
müde, und zweitens ist der Wagen an sich schneller als ein Pferde¬ 
gespann. 
5. Wenn wir uns nun weiter der Güterbeförderung zuwenden, 
so müssen wir zwischen leichten und schweren Dingen unterscheiden. 
Es ist ein Unterschied, ob eine Firma ihren Kunden Damenblusen 
oder Spitzenhüte zuschickt, oder ob eine andere Mauersteine oder Bier¬ 
fässer in die Welt sendet. Je nach ihrer Bestimmung sind daher die 
Kraftwagen stärker oder leichter gebaut. Schon verfügen wir auch 
über wertvolle Kraftfahrzeuge, die im Kriegsfälle von unberechen¬ 
barem Nutzen sein werden. Zwar fehlt uns heute noch die motorische 
Geschützbespannung, aber dafür haben die Automobile an anderer 
Stelle nutzbringend gewirkt. Sie haben zur Herstellung des leichten, 
kräftigen Motors geführt, durch den dann die glückliche Erbauung 
brauchbarer Motorballone möglich wurde. Wenn nicht anderthalb 
Jahrzehnte hindurch eifrige und energische Leute sich mit Kraftfahr¬ 
zeugen unermüdlich auf den Landstraßen umhergetrieben hätten, wenn 
sie nicht immer weiter untersucht, verbessert und neu gebaut Hütten, 
dann hätten wir heute keine automobilen Nutzfahrzeuge. Wir hätten 
sie weder zu Lande, noch zu Wasser, noch in der Luft. Wir ständen 
anderen Nationen erheblich nach und müßten uns im Frieden wirt¬ 
schaftliche Nachteile gefallen lassen, müßten im Kriege mit erheblichen 
Schwächen rechnen. Daß diese Gefahr vermieden wurde und daß Deutsch¬ 
land heute über eine Kraftfahrzeugindnstrie verfügt, deren Entwicklungs¬ 
möglichkeiten unbeschränkte sind, müssen wir mit Freude begrüßen, 
aber wir dürfen auf den errungenen Lorbeeren nicht ausruhen. Wäh¬ 
rend die Industrie aus dem Nutzfahrzeuge heute bereits ein hübsches 
Einkommen bezieht, muß die weitere Anstrengung nun dahin gehen, 
zu vervollkommnen und die führende Stelle zu behalten. 
Aus dem Neuen Universum.
	        
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