Full text: Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland (Bd. 3)

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Die Mosel von Trier bis Koblenz. 
Niemand unbekannt, er macht fröhliche, am andern Tage wohlthätige, Brust 
und Kopf nicht beschwerende Räuschchen." 
In erster Linie uuter deu Moselweinen steht der Brauuenberger, 
dem sich Josephshöser, Zeltinger, Ohligsberger, Thiergärtner, 
Piesporter, Grünhäuser anreihen. Der Bernkastler Doktorwein ge- 
hört ebenfalls zu deu besseren Moselweinen. Sein Name beutet schon an, daß 
er der Gesundheit förderlich sein soll. Früher gehörte der Weinberg, der 
ihn liefert, der Familie von der Leyen. Er soll den Namen davon erhalten 
haben, daß Erzbischof Bömuud II. (f 1367), der auf dem Schlosse zn Bern- 
kastel krank lag, durch den Genuß des Weines wieder hergestellt wurde. 
Baersch zufolge erhält diese Sage einige Wahrscheinlichkeit durch den Umstand, 
daß Erzbischof Bömuud, als er im Jahre 1366 zu Gunsten des Kuno 
von Falkenstein ans das Erzstift resignirte, sich unter anderen Einkünften 
anch 20 Fuder Weiu aus der Kellerei zu Bernkastel vorbehielt. Mehrere 
Dichter haben den Stoff poetisch behandelt. Wir stimmen in den Ruf mit ein: 
Zapft an dcn echtcn Doktoiwein, 
Ihr kranken Brüder, schenkt euch ein, 
Der ist der beste Doktor! 
Gnte Moselweine werden mit 2400 bis 3600 Mark das Stück bezahlt. 
Sehr geschätzt sind die Weine des Trierer Seminars, da sie guten Wein- 
bergslagen entstammen. Im Rheinthale wird der milde und angenehme 
Zeltinger sehr gern getrunken. Anch er gehört zu deu vorzügliche» Mosel- 
weinen. Graacher und Dnsemonder stehen diesem schon nach. 
Ansonins gedachte schon des Moselweines mit den Worten: 
Strom, deß Rebengefild mit duftendem Weine bekränzet. 
Ein neuerer Dichter, Gustav Pfarrius, saug vou ihm: 
Du holder Labetrank, Hei, juchhei! 
So sanft, so gut, und doch voll Mnth, Im Becher duftet Moselwein; 
Du machst gesund, was krank, Die Herzensarzenei, 
Und heilst von milder Glut; Wie lieblich geht sie ein! 
Freuen wir uus denn dieser herrlichen Gabe der Mosel und halten wir 
iu Zukunft treu die Wacht an ihr, daiuit der Franzmann nicht versucht' 
werde, Lothringen zurück- und mit ihm das ganze Moselgebiet an sich zn 
nehmen. Es ist einer der schönsten, anmuthigsteu und an großen Erinne- 
rnngen reichsten Theile unseres herrlichen Vaterlandes, würdig, für alle 
Zeiten dem Deutschen Reiche anzugehören, in dessen Geschichte es so oft und 
in so rühmlicher Weise genannt wird. Die M o s e l t h a l b ah n von Koblenz 
nach Trier hat die beiden Städte, die zur Zeit der Kurfürsten und Erz- 
bischöse in lebhaftem Verkehr standen, noch inniger mit einander verbunden, 
wie sie strategisch Metz den rheinischen Festungen näher bringt. 
Ende des dritten Bandes.
	        
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