Die wichtigsten Naturerzeugnisse des Lahnthales. 153
Der Roggen und namentlich der Weizen dieser Kornkammer Naffau's wird von
weither gesucht; der Aarweizen gilt für den besten in Europa und geht Vorzugs-
weise nach Holland. Ihm aber giebt der Weizen, der von Diez und Limburg
aufwärts auf den über dem Thal gelegenen Flächen bis über Weilbnrg hinauf
gezogen wird, wenig nach, er wird dem Weizen der Wetterau vorgezogen, die
doch wegen der Güte und der Menge ihres Getreides weithin berühmt ist.
Die Obstzucht gedeiht in erfreulicher Weise von Marburg abwärts an der
ganzen Lahn, ganz besonders aber in dem untersten, dem Rhein benachbarten
Theile des Thales. Hier reifen in der Glut des engen Thals die Aprikose
und der Pfirsich und andere
edle Obstsorten, und auch das ge-
wohnliche Obst,der Apfel, die
Birne unddieZwetsche, zeichnet
sich durch besondere Güte aus.
Die Zwetsche namentlich von
Dausenau, einem Flecken ober-
halbEms.und mehreren anderen
Orten weiter aufwärts ist be-
rühmt uud wird in großer
Menge selbst ins Ausland, nach
Holland uudEuglaud.versendet.
In derselben Gegend, von
Lahnstein aufwärts bis über
die Stadt Nassau hinaus, wächst
an den schroffen fonnigen Thal-
abhängen ein nicht zu ver-
achtender Rothwein. Oberhalb
dieser etwa 5 Stunden langen
Weinregion sieht man nur noch
vereinzelt auf mäßigem Distrikt
bei Runkel einen Weinberg, der
den sehr gepriesenen Runkeler
Rothen liefert; was von Wein
weiter hinauf an der Lahn ge-
zogen wird, ist ohne Bedeutuug.
Ebenso groß, wie die Fülle der Früchte, welche der Boden des Lahnthals
und seiner Seitenthäler trägt, sind auch die Schätze an Erzen und sonstigen
nntzbaren Steinen, die er in seinem Schöße birgt. Die Gegend von Marburg
allerdings kann sich der Erzschätze nicht rühmen. Dort herrscht der Sandstein
vor, der in der Regel keine Erze führt; aber dieser Stein hat doch seinen nicht
geringen Nutzen, er liefert ein treffliches Baumaterial, das schon früh zu den
Kunstbauten dieser Gegend benutzt wurde uud heute ein weites Absatzgebiet hat.
Außerdem finden sich in der Umgegend von Marburg große Lager von Thon,
besonders in dem Ebsdorfer Grund, aus dem die Töpferei von Marburg ihren
Bedarf bezieht. Das Gebiet der Erze begiuut erst in der Gegend von Gießen
und Wetzlar und zieht sich an der Lahn hinab bis zum Rhein. Abfeits und
getrennt davon bildet das obere Dillthal, die Aemter Dillenburg und Herborn,
Marktplatz zu Mez.