Full text: [Teil 4 = Tertia, [Schülerband]] (Teil 4 = Tertia, [Schülerband])

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gefangen zu nehmen. Bespritzt mit Blut und gleichsam auf den Leichen 
seiner erschlagenen Genossen, schauderten diese wilden Seelen zurück vor 
der Greuelthat, ein so merkwürdiges Leben zu enden. Sie sahen ihn, 
den Führer in der Schlacht, in seinen glücklichen Tagen, umgeben von 
seiner siegenden Armee, im vollen Glanz seiner Herrschergröße; und 
noch einmal ergriff die langgewohnte Furcht ihre zagenden Herzen. 
Doch bald erstickt die Vorstellung der dringenden Gefahr diese flüchtige 
Regung. Man erinnert sich der Drohungen, welche Neumann und Jllo 
bei der Tafel ausgestoßen; man sieht die Sachsen und Schweden schon 
in der Nähe von Eger mit einer furchtbaren Armee, und keine Rettung 
als in dem schleunigen Untergange des Verräters. Es bleibt also bei 
dem ersten Entschluß, und der schon bereit gehaltene Mörder, Haupt¬ 
mann Deveroux, ein Irländer, erhält den blutigen Befehl. 
Während daß jene drei auf der Burg von Eger sein Schicksal be¬ 
stimmten, beschäftigte sich Wallenstein in einer Unterredung mit Seni, 
es in den Sternen zu lesen. „Die Gefahr ist noch nicht vorüber," 
sagte der Astrolog mit prophetischem Geiste. „Sie ist es," sagte der 
Herzog, der an dem Himmel selbst seinen Willen wollte durchgesetzt 
haben. „Aber daß du mit nächstem wirst in den Kerker geworfen 
werden, fuhr er mit gleich prophetischem Geiste fort, das, Freund Seni, 
steht in den Sternen geschrieben!" — Der Astrolog hatte sich beurlaubt, 
und Wallenstein war zu Bette, als Hauptmann Deveroux mit sechs 
Hellebardierern vor seiner Wohnung erschien und von der Wache, der 
es nichts Außerordentliches war, ihn zu einer ungewöhnlichen Zeit bei 
dem General aus- und eingehen zu sehen, ohne Schwierigkeit eingelassen 
wurde. Ein Page, der ihm auf der Treppe begegnet und Lärm machen 
will, wird mit einer Pike durchstochen. In dem Vorzimmer stoßen die 
Mörder auf einen Kammerdiener, der aus dem Schlafgemach seines 
Herrn tritt und den Schlüssel zu demselben soeben abgezogen hat. Den 
Finger auf den Mund legend, bedeutet sie der erschrockene Sklav, keinen 
Lärm zu machen, weil der Herzog soeben eingeschlafen sei. „Freund, 
ruft Deveroux ihn an, jetzt ist es Zeit, zu lärmen." Unter diesen 
Worten rennt er gegen die verschlossene Thüre, die auch von innen 
verriegelt ist, und sprengt sie mit einem Fußtritte. 
Wallenstein war durch den Knall, den eine losgehende Flinte er¬ 
regte, aus dem ersten Schlaf aufgepocht worden und ans Fenster ge¬ 
sprungen, um der Wache zu rufen. In diesem Augenblick hörte er aus 
den Fenstern des anstoßenden Gebäudes das Heulen und Wehklagen 
der Gräfinnen Terzky und Kinsky, die soeben von dem gewaltsamen 
Tod ihrer Männer benachrichtigt worden. Ehe er Zeit hatte, diesem 
schrecklichen Vorfalle nachzudenken, stand Deveroux mit seinen Mord¬ 
gehilfen im Zimmer. Er war noch im bloßen Hemde, wie er aus dem 
Bette gesprungen war, zunächst an dem Fenster an einen Tisch gelehnt. 
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