Full text: Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland (Bd. 6)

Das Fichtelgebirge als Zentralgruppe. 157 
liegt der Zeller Haidberg (700 m), ein Serpentinstock, der seiner Zeit Alexander 
von Humboldt Anlaß zu hochinteressanten Betrachtungen über Abweichung der 
Magnetnadel bot, wodurch Humboldts Berühmtheit zum Teil begründet wurde. 
Das Fichtelgebirge hat aber auch noch zwei ausgedehnte Vorwerke, eines 
nach Südost, das andre nach Nordost. 
Gegen den Böhmerwald zu schwillt, von Kemnath beginnend und bis Eger 
reichend, zwischen Redwitz, Schmiding, Erbendorf und Wiesau, aus Schiefer- 
und Basaltrevieren ein mächtiger Granitwall imposant empor, der Steinwald, 
der im vierthöchsten Gipfel des Fichtelgebirges, in der Platte (zwischen Riglas- 
reuth und Fuchsmühl), 981 in erreicht. Den Weißenstein (816 in) krönen noch 
Ruinenreste, welche an die einstige Herrlichkeit der Edlen von Nothhaft erinnern. 
Vom eigentlichen Böhmerwaldgebirge trennt hier das Fichtelgebirge eine 
kolossale, 5—600 m hoch gelegene sumpfige Buntsandsteinebene, dnrch welche die 
Nab und die Wondreb fast diametral auseinander laufen: uach Süden zur 
Donau die eine, nordöstlich zu der Eger und Elbe die andre. Ans ihr steigt 
ganz isoliert ein gewaltiger Basaltkegel mit einer wunderbaren Fernsicht, der 
rauhe Kulm (681 in), bei Kemnath auf, jetzt der Tummelplatz fröhlicher 
Scharen und Feste, einst eine Warte für riesenhafte Räuber, deren letzten ein 
Hirt von Knlmain mit geweihter Waffe erschlug. 
Nördlich und östlich vom Waldsteingebirge ändert sich mehr und mehr mit 
den Gesteinsarten auch der landschaftliche Charakter. Zunächst liegt neben jener 
hohen Bergkette ein weites, welliges Hochflächenland aus Gneis und grünen 
krystallinischen Schiefern, das gegen Südwest mit dem genannten pralligen 
Steilrand von Berneck über Wirsberg und Gnttenberg bis Kronach, mit der 
schönsten orographischen Linie des Fichtelgebirges, gegen die Buntsandsteinland- 
schaft absetzt, und welches nach Nordwesten und Norden zu in ein weites Thon- 
schiefer- und Grauwackensandsteinrevier stößt, das langsam höher und höher 
emporschwillt, bis seine Hanptwasserscheide bei Ludwigstadt in den Kamm des 
Thüringer Waldes übergeht. Das erstere, das wellige Gneisgebiet, heißt 
auch wohl das Münchberger Hochland, wo Tausende vou genügsamen 
Webern und Strickern darben; das rauhe Waldland des Thonschieferreviers, 
die Brücke vom Fichtelgebirge zum Thüringer Walde, in dessen einsamen Ort- 
schasten Tausende von Flößern hausen, ist unter dem Namen Frankenwald be- 
kannt. Zwischen beiden liegt (geologisch schon dem Frankenwalde zuzuweisen) 
die ungeheure Kuppe des Döbraberges (799 in), in dessen Leib die malerische 
Schlucht des Wildenrodachgrundes eingeschnitten ist. 
Am Hohenschnß (858 in) bei Ludwigstadt lösen sich vom Hanptkamme 
des Frankenwaldes, der auch schon seinen Rennsteig hat, rechtwinkelig 
lange, schmale, südwärts verlaufende Landrücken ab, deren Scheitel ein mächtiges 
Plateau vou Thonschiefern bilden, das noch etwa 100—130 in niedriger als der 
Hauptkamm ist, und welches von langen, 130—200 m tiefen, steilen und meist 
schmalen Süduordspalten zerfurcht wird. Die langen Bergstreifen hängen am 
Rennsteige ungefähr wie die Zähne eines hohen Kammes an dessen Achse. 
Auf einem dieser Bergrücken stehend, sagt Gümbel so zutreffend, glaubt man 
eine fast ebene oder nur wenig hügelige Landschaft vor sich zu sehen, und kann 
stundenlang in dieser Täuschung sich erhalten, wenn man die Richtung von Süd 
nach Nord einhält. Dagegen führt uns jede andre Richtung, die wir einschlagen,
	        
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