Full text: Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland (Bd. 6)

Kösen. — Saaleck und Rudelsburg. 413 
Kösen. Wir nähern uns nun der anziehendsten Gegend des Saalthales, 
d. h. Kösen, wie es da zwischen Rudelsburg und Saaleck einer- und der Landesschule 
Pforta anderseits an einem Punkte gelegen ist, der, wie der Name der Landes- 
schule selbst beweist, lange, bevor die neuere Kriegskunst den Paß würdigte, als 
das Eingangsthor nach Thüringen betrachtet wurde. Die Berge treten zwischen 
Kösen und Saaleck nahe an den Fluß heran, während Kösen selbst Raum genug 
hat. sich behaglich auszudehnen. So ist Kösen, das ursprünglich ein dem Kloster 
zur Pforte gehöriges Vorwerk war, erst durch die Saline, sodann durch das 
Bad ein blühender Ort geworden, dessen Grund und Boden zwar noch immer 
großenteils der Pforte ge- 
hört, der aber wenigstens 
auf eignen Füßen steht, weil 
seine Lebensquellen, Bad, 
Fremdenverkehr, Holzhan- 
del von jener Zugehörig- 
keit unabhängig sind. Das 
Salzwerk ist 1859 einge- 
gangen. — Ostern erwacht 
das große Geschäftsleben in 
Kösen mit der Holzmesse. 
In zahllosen Flößen sind 
die Kinder des Thüringer 
Waldes den Strom herab- 
getrieben; in Kösen werden 
sie an den Mann gebracht, 
und damit beginnt die Zer- 
streuung, denn eine weite 
Umgegend kauft hier ihr 
Langholz. Dann kommen 
die Bade- und Sommer- 
gäste, uud einige Monate lang ist Kösen sozusagen ganz Bad. Im Herbst tritt 
die Ebbe ein und der Kösener atmet auf; aber freilich der Winter dauert lange 
genug, um ihn endlich den Wiederbeginn der Saison herzlich herbeisehnen zu lassen. 
Saaleck und Hiudetsöurg. Das Sommerleben Kösens bewegt sich 
über eine ganze Reihe von Vergnügungsorten hin, die teils an der Saale, teils 
auf den Bergen gelegen sind und deren Aufzählung und Beschreibung wir 
einem Bädeker überlassen dürfen. Nur die klassischen Stätten, denen das Saal- 
thal seine poetische Verherrlichung, seine ideale Belebung vorzugsweise zu ver- 
danken hat, hier Rudelsburg und Saaleck, dort die Landesschule Pforta, dürfen 
wir nicht unerwähnt lassen. Die humanistisch gebildete Jugend, Schüler und 
Studenten bringen Sang und Klang in die Landschaft und empfangen dafür 
von ihr poetische Impulse. 
Als vor Erbauung der thüringer Bahn und der Saalbahn der Studenten- 
verkehr zwischen Halle und Jena noch zu Fuß thalauf- und thalabwärts ging: 
auf der Rudelsburg wurde sicherlich eingekehrt, und der alte Samiel brachte 
den Schoppen, und weil er von der Rudelsburg war und vom alten Samiel, 
Rudelsburg.
	        
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