Das Elbsandsteingebirge und der Elbdurchbruch. 265
Kämpfe zwischen den beiden Vormächten des alten deutschen Bundes. Bei Sorr,
Lowositz und Kollin tobte der Kampf zwischen Preußen und Österreich im vorigen,
bei Nachod, Skalitz, Gitschin und vor allem bei Königgrätz in unserm Jahrhundert.
In nördlichem Laufe durchbricht die Elbe von Lowositz an das Mittel-
gebirge in einem Thale, welches an Naturschönheiten mit dem des Rheins wett-
eifern darf. Der Strom läßt auf der schmalen Thalsohle nur kleinen, in die
Länge gedehnten Ortschaften Raum, die halb im Grün der Obstbäume versteckt
sind, und deren saftige Wiesen und fruchtbare Felder teils den Rest der Thalsohle
bedecken, teils gleich den Weinbergen sich an den unteren Gehängen der Thal-
seiten hinanziehen. In den mannigfaltigsten Formen erheben sich letztere. Bald
steigen sie in sanft geschwungenen Linien auf, bald treten sie in jähem Abstürze
an den Strom heran; hier weichen sie zurück, indem sie kleinere Buchten um-
schließen, dort treten sie nach Art der Vorgebirge stark hervor. Der Wald be-
kleidet sie von oben her in reichem Wechsel und erfüllt die schmalen Thäler, in
denen man, aufwärts steigend, auf die Hochebene gelangt, wo der Blick von den
regelmäßigen Kegeln des Mittelgebirges gefesselt wird. Auch der Duft der
Romantik fehlt diesem Teile des Elblauses nicht: oberhalb Außig spiegelt sich
auf der rechten Seite in den Fluteu des Stromes die Burg Schreckenstein, die
„Lurlei der Elbe".
Bei Außig wendet sich unser Strom für kurze Zeit nach Osten; und an
der Außenseite des dadurch gebildeten Winkels mündet von links die Biela ein,
deren Thal von dieser Stelle aus einen Weg nach dem nordwestlichen, vom
Erz- und vom Mittelgebirge eingeschlossenen Becken Böhmens bahnt. Die Braun-
kohlen dieses Beckens haben das Aufblühen Außigs als Fabrik- und Handels-
platz zur Folge gehabt; sie gelangen durch jenes Thal an das Außiger Elbufer,
wo sie auf Elbfahrzeuge verladen werden, um die Reise stromabwärts bis weit
in die norddeutsche Tiefebene hinein anzutreten. Bei Außig beginnt daher auch
die größere Schiffahrt auf der Elbe, welche durch die bis Hamburg reichende
Kette wesentlich befördert wird.
Wo die Schwesterorte Tetschen rechts und Bodenbach links den Elbstrom
einschließen, hat dieser den Durchbruch durch das Mittelgebirge vollendet. Doch
er darf nicht rasten, denn sofort stellt sich seinem Lause als neues Hindernis
das Elbsandsteingebirge in den Weg, und es gilt, auch diesem obzusiegen.
Das Ellisandsttmyebirge und der Clbdurchbruch. Wenn schon das Erz-
gebirge in seinen äußeren Umrissen wenig scharf begrenzt erscheint, so ist das
noch viel weniger bei dem Elbsandsteingebirge der Fall, das sich ihm im Nord-
osten anschließt. Wie dieses im Westen durch kein in die Augen fallendes
Merkmal von jenem geschieden ist (s.S. 35), so verschwimmt es auch im Osten
unmerklich mit dem Berglande, das wir gewöhnlich als Lausitzer Gebirge be-
zeichnen. Lassen wir den Namen maßgebend für die Grenzbestimmung sein,
so gehört hierher das zusammenhängende Sandsteingebiet, das sich zu beiden
Seiten der Elbe ausdehnt, auf der linken in größerer Breite als auf der rechten.
Es reicht im Nordwesten bis Pirna und wird im Nordosten von einer Linie
begrenzt, die von Dittersbach, nördlich von Pirna an der Wesenitz gelegen, in
südöstlicher Richtung und ziemlich parallel mit der Elbthalspalte über Hohnstein
am Polenzthale und Altendorf auf dem Plateau zwischen der Sebnitz und der