Delmenhorst (Korkenfabrikation). 483
Oldenburgs. Unter den 18 416 Einwohnern befinden sich etwa 1500 Katho-
liken und 200 Juden.
Nur durch die Hunte und den Hunte-Emskanal von Oldenburg getrennt,
sonst mit der Stadt ein Ganzes bildend, liegt im Osten das städtisch gebaute
Dorf Osternburg mit Kavalleriekaserne, Eisengießerei, Glashütte und 4103
Einwohnern. Südlich grenzt Oldenburg an ein dem Großherzog gehöriges
wohlgepflegtes Gehölz, das vielbesuchte Everstenholz, und an den stattlichen
Schloßgarten.
An Denkmälern besitzt die Stadt die Friedenssänle auf dem Friedens-
platze vor dem Haareuthore, eine große 6,41 m hohe, sehr schön polierte Granit-
faule (Monolith), mit Rauchscher Viktoria, zum Andenken an die 1870/71 Ge-
fallenen, nach dem Entwürfe des Baurat Jansen, und das Herbartdenkmal
vor der Realschule, eine bronzene Kolossalbüste des am 4. Mai 1776 zu Oldeu-
bürg geborenen Philosophen Herbart (gest. 14. Aug. 1841 in Göttingen).
Delmenhorst. (Korkenfabrikation.) Zwischen Oldenburg und Bremen,
von letzterem 14 1cm entfernt, liegt an der Delme und der Bremen-Olden-
bnrgschen Eisenbahn das 3178 Einwohner zählende Städtchen Delmenhorst,
das 1230 gegründet und 1247 mit einer festen Burg ausgestattet und bei der
Teilung Oldenburgs unter Johann XI. und Christian IV. (1334) letzterem
überwiesen wurde, der es nun zu einer eignen Grafschaft erhob. Im Jahre 1483
ward Delmenhorst von dem Bischof Heinrich von Münster erobert und blieb
seitdem nebst dem größten Teil der Grafschaft mit dem Bistum Münster ver-
einigt, bis es 1547 vom Grafen Anton I. zurückerobert wurde. Nach dem
Aussterben der oldenburgischen Grafen (1667) ging Delmenhorst an Holstein
über und wurde mit Dänemark vereinigt. Das Schloß Delmenhorst wurde,
nachdem es 1679 von den Franzosen genommen, bald darauf abgebrochen,
während die Grafschaft Delmenhorst 1772 durch Tausch an die Holstein-
Gottorpsche Linie Oldenburgs und dadurch wieder an Oldenburg kam. Außer
bedeutender Zigarrenfabrikation, Spinnerei und Weberei, treibt Delmenhorst
bedeutenden Handel. Besondere Erwähnung verdienen die hiesigen großen
Pferdemärkte (12. Februar und 16. September), sowie die Korkenfabrikation.
Die Verarbeitung der Korkrinde zu Pfropfen wurde früher ausschließlich
in der Heimat des Rohproduktes, in Katalonien, betrieben, bis der immer zu-
nehmende Verbrauch dieses Artikels auch in andern Ländern diese Industrie
lohnend erscheinen ließ, an welcher sich auch Deutschland seit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts beteiligt. Nirgends aber hat sich dieselbe so eingebürgert,
als in der sonst so wenig industriellen Gegend an der unteren Weser. Hier
traten geschickte und spekulative Bremer als Lehrer in der Korkschneiderei auf,
und ein einziges Etablissement in dem oldenburgischen Städtchen Delmenhorst
beschäftigt jetzt 500 Familien, deren einige sich diesem Gewerbe ausschließlich
widmen, während viele die Ackerwirtfchaft als Hauptsache und die Korkschneiderei
nur in den Mußestunden pflegen.
„Die den Korkschneidern zu ihrer Arbeit nötigen Vorrichtungen bestehen"
so lesen wir in Kohls norddeutschen Skizzen — „ aus einem Korktisch und
einigen langen, haarscharfen, aus gutem Stahl gearbeiteten Messern, welche
fast ebenso oft wie Barbiermesser gewetzt werden müssen und sich deshalb sehr
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