244 Die schleichen Gebirgspässe und ihre Riegel.
Noch 14 Tage lang hatten darauf die Preußen sich gegen die andringenden
Feindein ihrem Lager bei Glatz gehalten, als in der Nacht vom 23.Zum 24. Juni
die Feinde das preußische Lager erstürmten. Die Erbitterung der Feinde — es
waren Bayern und Württemberger — war dabei so groß, daß sie preußische
Offiziere, die sich schon ergeben hatten, noch niederhieben und die Verwundeten
mit den Kolben ihrer Flinten tot schlugen. Jetzt konnte die Feinde nichts mehr
hindern, zur Beschießung von Glatz vorzuschreiten. Es fand sich, daß in der
Festung nur etwa auf zwölf Tage Schießbedarf vorrätig war, daß man also nach
dieser Zeit doch übergeben müsse. Sollte man nun noch die Stadt der Be-
schießung aussetzen? Götzen ließ sich also auf Unterhandlungen ein und ver-
sprach, die Festung nach vier Wochen zu übergeben, wenn sich bis dahin die
Verhältnisse nicht änderten. Durch diese mutige Ausdauer des Götzenschen
Korps wurde Glatz den Preußen erhalten; denn ehe die vier Wochen nm waren,
kam die Nachricht vom Frieden.
Schweidnitz. Das an der Weistritz gelegene Schweidnitz hat, weil es ein
Ort von großer Bedeutung ist, in seiner Geschichte manche Belagerung auf-
zuweisen. Der Ort hat gewiß schon im 11. Jahrhundert bestanden, denn im
12. baute Peter Wlast in demselben eine Kirche, und in der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts finden wir dort schon ein Franziskaner-(Minoriten-)Kloster.
Auch weisen die krummen Straßen mit ihren Nebengassen, die dicht ineinander
gedrängten Häuser, der unregelmäßige Bau derselben auf das hohe Alter der
Stadt hin; denn es ist wohl anzunehmen, daß Schweidnitz nach den Verheerungen,
die es durchzumachen hatte, im großen nnd ganzen wieder so aufgebaut wurde,
wie es vor den Unglücksfällen gestanden hatte. So wurde der Ort schon 1241
von den Tataren zerstört, stand aber bereits nach neun Jahren wieder in dem
Ansehen einer Stadt, die noch im 13. Jahrhundert mit einer Mauer umgeben,
im 14. weiter befestigt und mit dem Magdeburger Rechte ausgestattet wurde.
Es gereichte der Stadt zum großen Segen, daß sie infolge der 1278 vorge-
nommenen Teilung des Herzogtums eigne Fürsten erhielt. Diese schenkten
ihrer Hauptstadt ganz besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge. Bolko I., der
in der Geschichte Schlesiens der Ruhmvolle heißt, verdient unter diesen Fürsten
hervorgehoben zu werden; er ist der Gründer des Schlosses Fürstenstein und
der Kynsburg, er umgab mehrere Städte mit Mauern und führte strenges
Regiment, er war fromm und stiftete mehrere Klöster, stattete auch einzelne, die
schon bestanden, reichlich aus.
Schweidnitz wird von Johann von Böhmen belagert (1345).
Während Bolko und feine Nachfolger in dem schönen Bestreben wetteiferten, das
Fürstentum immer mehr zu heben, wurde die Ruhe des Landes durch äußere Feinde
bedroht. Johann von Böhmen (S. 10) war mit der Oberhoheit über die Herzog-
tümer, deren Fürsten sich ihm freiwillig unterstellt hatten, nicht zufrieden und
trachtete danach, auch Schweidnitz zu bekommen, gegen das er 1345 zu Felde zog.
Johann hatte feine Heerhaufen in zwei Teile gesondert, den einen führte er
selbst gegen Schweidnitz, der andre zog unter einem tapferen Führer gegen die
Stadt Bolkenhain, auf deren Burg sich Bolkos Schatzkammer befand. Viermal
wurde das Schloß und die Stadt Bolkenhain bestürmt, viermal wurde der
Sturm mit Mut zurückgeschlagen, denn die Stadt war mit Mauern, Wällen