Worwort.
,,^ie Wälder Brandenburgs rauschten mir das Wiegenlied; ich spielte als
Knabe an diesen klaren, tiefblauen Seen, an diesen kühlen, langsam rinnenden
Flüssen!" Auch auf mich darf ich diese Worte von Wilibald Alexis beziehen!
Mit hoher Freude unterzog ich mich daher dem ehrenvollen Auftrage der Ver-
lagsbuchhaudlung, für das schöne vaterländische Unternehmen „Deutsches Land
und Volk" die Sektion Brandenburg zu bearbeiten.
Wer die Eigenart der Mark kennt, der weiß, daß glänzende Bilder aus
dem Lande zwischen Elbe und Oder sich nicht bieten lassen, wenn die Schilde-
ruug von Land und Leuten auf volle Wahrheit Anspruch macheu soll. Der
Verfasser topographischer und ethnographischer Darstellungen aus der Mark hat
etwas Anderes zu geben als den Reiz glänzender Farbenpracht: es ist dies
vor Allem das Bild eines vielgetreueu kernhasten Volksstammes von wahrhaft
bewundernswerter Arbeitskraft und Leistungsfähigkeit; es ist ferner das tief-
ernste, ja fast melancholische Gemälde einer schlichten, aber stimmungsvollen
Natur, welches wir dem Leser vorzuführen haben. Noch eine Thatsache aber
mußte bei der Abfassung der nachfolgenden Bilder besonders berücksichtigt werden:
um die Wipfel der märkischen Föhren strahlt der Abglanz einer gewaltigen
Geschichte! Auf märkischem Boden lebt und webt das eiserne Geschlecht,
welchem es beschieden war, das Deutsche Reich neuer Herrlichkeit eutgegenzn-
führen. Wo so hochbedeutsame Gegenwart ist, da mußte die geschichtliche Ver-
gangenheit besonders berücksichtigt, da mußte auch Ursprung und Fortgang des
Staates geschildert werden, welcher Deutschlands Schild und Schwert geworden
und geblieben ist.
Das nachfolgende Buch ist in Tagen schweren persönlichen Kummers ent-
standen: unter den Befürchtungen für ein Leben, welches dem Verfasser nächst
dem Vaterlande das Liebste auf Erden war, unter der Sorge für die nun heim-
gegangene Genossin all seiner Arbeit. An der begeisterten Liebe seiner ver-
klärten Gattin für die Mark Brandenburg hat sich der Schreiber dieser Zeilen
oft erwärmt. Von solcher Liebe zum Vaterlande ein Zengniß zu geben, war
sein aufrichtiges Bemühen.