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III. Länder- und Völkerkunde. D. Amerika. 
407. Bahia. 
(Nach Robert Av s-L allem ant, Reise durch Nord-Brasilien, 
bearbeitet vom Herausgeber.) 
Die brasilianische Küste, welche von Pernambuco (8° südl. Br.) oder dem Cap 
des h. Augustin in südwestlicher Richtung verläuft, bildet, bevor sie vom 13° ab 
eine fast rein südliche Linie verfolgt, die herrliche Aller-Heiligen-Bai, welche 
an Umfang und Tiefe mit der Bai von Rio de Janeiro wetteifern kann. 
Leicht und sicher ist ihr Zugang, keines Lootsen-Weisung, kein Baaken-Signal 
braucht den Einlaufenden den Weg zu zeigen. An der Ostseite dieser Bucht 
zieht sich die Cidade de S. Salvador da bahia de todos os Santos so lang 
hin, wie ihr vollständiger Name auf dem Papier. 
Die Unterstadt am Strande bildet einen langen, schmalen Streifen von 
hohen Häusern, engen, schmutzigen Straßen und lebhaftem Geschäftstreiben. 
Auf einer lang sich hinstreckenden Höhe liegt die obere Stadt, schroff hinausragend 
aus dem untern Stadttheile, ein Gewirre von Häusern, Kirchen und Klöstern, 
von auf- und absteigenden Straßen und Plätzen, belebt von der buntesten 
Bevölkerung. Man glaubt in einer afrikanischen Hauptstadt oder in der Resi- 
denz eines Negerfürsten zu sein, denn am Strande, in dem untern Stadt- 
theile wie in den hochgelegenen Quartieren, sieht man allenthalben Vorzugs- 
weise Neger; Alles, was arbeitet, rennt, schreit, schleppt, ist Neger. Die 
Bahia-Neger, insbefondere die hier so häufigen Mina-Neger, erscheinen als 
wahre Athletengruppen, wenn man die Schwarzen zu 4 oder 8 Mann dicht 
aneinandergedrängt eine schwere, an einer langen, elastischen Stange herab- 
Hangende Last tragen sieht, am nackten Oberkörper von Schweiß triefend, 
mit lautem Geheul und einer gewissen Kampfeswuth vorwärts schreitend. 
Bahia war ehemals die Hauptstadt von Brasilien und prangt als solche 
noch^heute mit einer Unzahl von Kirchen und Klöstern und andern Bauten, 
wie Rio solche kaum aufzuweisen hat, wenn man die Hospitalbauten aus- 
nimmt. Auch schöne Gartenhäuser baut man in Bahia, besonders am süd- 
lichen Ende der obern Stadt, auf der sog. „Victoria", wo man unter dunkeln 
Mangabäumen die Hitze des Tages vergißt und herabblickt auf die herrliche 
Bucht, wie sie sich, blitzend und leise rauschend, mit dem offenen Meere ver- 
mischt und Fernsichten von mehreren Meilen bietet, in welchen hin- und 
herziehende Fahrzeuge aller Formen, Größen und Flaggen ein frisches Leben 
hervorrufen. Mögen auch in Rio's Gärten feinere Pflanzengliederungen 
und zartere Blumen vorkommen, so erzieht dagegen Bahia üppigere, vollere 
Farben- und Formenpracht, gerade wie es sich seiner formenreichen Mina- 
Negerinnen (welche die Männer an Schönheit noch übertreffen) und farbigen 
Creolinnen rühmt, während Rio hellere Farben liebt und sich mehr dem 
europäischen Geschmacke zuwendet.
	        
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