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III. Länder- und Völkerkunde. D. Amerika. 
Auch wird die Eisersucht der Nachbarn es unmöglich machen, die Banda 
oriental ihrer Selbständigkeit zu berauben; das kleine Ländchen ist, so 
gut wie Paraguay, in seiner Existenz eben dadurch gesichert, daß jeder der 
mächtigen Nachbarn es haben möchte und dadurch keiner es bekommen wird. 
Mitten durch das Land strömt von Nordost nach Südwest, gleichsam 
wie eine Diagonale, der noch auf brasilianischem Boden entspringende Rio 
Negro, ein Fluß von der Größe unserer Oder, welcher die Banda oriental 
in zwei etwas ungleiche Hälften scheidet: die südliche, größere stößt an den 
Atlantischen Ocean und den Rio de la Plata, die nördliche, kleinere an den 
Rio Uruguay im Westen und beide im Norden an die brasilianische Provinz 
Rio grande. Das Ganze ist eine von schmalen Felsengebirgen mit geringer 
Erhebung durchzogene, terrassirte, grasbewachsene Fläche ohne Waldungen. 
Die Viehheerden, der Hauptbesitz des Orientalen Landmannes, bestehen aus 
400—500 Häuptern: ja es gibt Landleute, deren Viehstand sich auf 2000 
Köpfe und darüber beläuft, und diefe gehören noch keineswegs zu den 
reichsten. Tausende von Schasen grasen auf den weiten Flächen in friedlicher 
Ruhe hier neben den Pferden, dort neben Rindvieh, aber nicht mit ihnen 
sich mengend; jedes Thier sondert sich ab von der andern Art und überläßt 
ihr den einmal eingenommenen Weideplatz. Gewöhnlich treibt der hiesige 
Landmann nur die Zucht einer einzigen Classe; alle drei lassen sich nicht 
gut mit Erfolg gleichmäßig behandeln. Namentlich bietet die Schafzucht 
viele Schwierigkeiten dar; sie verlangt viele Knechte zum Hüten der Heerden, 
die gerne fortlaufen, wenn heftige Stürme oder Ungewitter über die Fläche 
hinziehen, wo sie sich aushalten. Auch müssen sie bei Nacht in Gehege 
getrieben werden, damit nicht Raubthiere in die Heerde einbrechen. Alles 
das ist bei Pferde- und Rindviehzucht nicht nöthig; man überläßt die Thiere sich 
selber; sie kommen nie in einen Stall, leben unter ihres Gleichen ganz 
ungestört und werden nur in so weit überwacht, als man die jungen Thiere 
nach einiger Zeit mit einer Marke zeichnet und danach die Zahl abschätzt, 
welche man besitzt. Den reichlichsten Ertrag gewährt die Schafzucht der 
Wolle wegen; sie befindet sich größtenteils in den Händen von Ausländern, 
namentlich Engländern, welche die ersten besseren Racen einführten und die 
Wartung der Thiere kennen lehrten. — Ackerbau treibt man im Ganzen 
noch wenig und nicht einmal bis zum Ausreichen für den eigenen Bedarf. 
Die Hauptstadt S. Felipe del Puerto de Montevideos, wie sie 
nach ihrer Gründungsurkunde vollständig heißt, liegt auf einer frei in das 
Meer hinaustretenden, ziemlich schmalen, aber langen Felsenzunge, deren 
Mitte sich, buckelartig gewölbt, allmählich über den Meeresspiegel erhebt und 
*) Montevideo ist eine Aussprache im Volksdialekt statt Monte-vireo d. h. grüner 
Berg.
	        
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