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aufgeführt. Derselbe enthält im Erdgeschoß Bilder nach den Nibe-
lungen, in den Gemächern des Königs Bilder zu den griechischen
und in denen der Königin zu den deutschen Dichtern, sämmtlich
von Schnorr, Kaulbach, Schwind und andern bedeutenden Meistern.
An der andern Seite nach dem Hofgarten hin liegt der Saalbau
im spätern italienischen Stil von demselben Baumeister. Im Erd-
geschoß findet man Bilder zur Odyssee nach Schwanthaler; den
Banketsaal schmücken Schlachtgemälde, ferner sind dort die Säle
mit der Geschichte Karls des Großen, Friedrich Barbarossa's und
Rudolphs von Habsburg, von Schnorr, während der Thronsaal
zwölf kolossale vergoldete Erzstatuen von Fürsten aus dem Hause
Wittelsbach, von Schwanthaler aufweist. Außerdem sind als Fürsten-
sitze noch der im gothischen Stil von Gärtner erbaute Wittelsbacher
Palast, den König Ludwig nach seiner Abdankung bewohnte, und
die Villa der Königin an der Landstraße vor dem Siegesthor von
demselben Baumeister anzuführen.
Eine ungleich größere Anzahl von Monumenten ist dem bai-
rischen Volke und seinen früheren Fürsten gewidmet. Das wichtigste
und umfangreichste Werk in derselben Beziehung ist die Ruhmeshalle,
die auf der Sendlinger Höhe über der Theresienwiese nach einem
Plane Klenze's im dorischen Stile aufgeführt ist. Vor dem Huf-
eisensörmigen Geländer erhebt sich, von Schwanthaler entworfen,
das kolossale Erzbild der Bavaria. Ein anderes treffliches Denk-
mal ist das Siegesthor am Ende der Ludwigstraße, von Gärtner
und Metzger ausgeführt. Prächtig erscheint hier eine von vier Lö-
wen gezogene Bavaria in Erzguß von Wagner in Rom, die das
Ganze krönt. Den 30,000 Baiern, die im russischen Kriege den
Tod fanden, ist ein 31 Meter hoher Obelisk auf dem Karolinen-
platze, den tapferen Oberländern, die im Jahre 1705 aus freiem
Antriebe für das Vaterland starben, ein schönes Monument auf
dem Friedhofe gesetzt. So ist das Jsarthor mit seinen Fresko-
bildern der Verherrlichung Kaiser Kudwigs des Baiern gewidmet.
An den Kurfürsten Maximilian I. erinnert die Reiterstatue vor dem
Köuigsb-au, an König Maximilian Joseph das sitzende Standbild vor
dem Theater. Endlich gehört hierher noch die Feldherrenhalle, welche
die Ludwigsstraße nach der Straße hin schließt, uud die Statuen
Tilly's uud Wrede's enthält; an den Arkaden am Hofgarten sind
die Kriegs- und Friedensthaten bairischer Fürsten geschildert.
Auch für Staats- und öffentliche Zwecke sind viel neue Gebäude
errichtet worden, so das Postgebäude, die Reitbahn, der Eisenbahn-
Hof, die Bergwerks- und Salinenadministration, das Kriegsministe-
rium, das Bliudeninstitut, die Universität, die Bibliothek und end-
lich der Glaspalast, der die Industrieausstellung der Jahre 1854
und 1858 in sich faßte und der ersten historischen Kunstausstellung
zum Sitze dient.