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seelenglücklich, wenn sie dieselbe endlich überstanden, die Heimath 
wieder erreicht haben. 
XI. Silber aus Frankreich. 
1. Land und Bolk.^ 
Frankreich bildet durch seine eigentümliche geographische Lage 
zwar keine so vollkommen und glücklich gestaltete Halbinsel als 
Spanien, aber doch eine Halbinsel im eigentlichen Sinne des 
Wortes, indem seine gute Hälfte vom Meere umspült ist. Wenn 
man aber die Hochgebirge mitrechnet, welche gewöhnlich als Natur- 
grenzen auch die Sprachscheidungen der Völker machen, so ist Frank- 
reich eine sehr vollkommene Halbinsel; denn vom Genfersee bis 
Nizza, welche Jnselung oder Scheidung von Italien gegen Osten 
durch die höchsten Alpen! und wieder von Perpignan bis 
Bayonne durch die Pyrenäen von Spanien im Süden! Nur der 
Norden bleibt zugänglicher und bildet keine so hohe Grenzscheide; 
dort sind der Jura, die Vogesen, die Ardennen mit mäßigen Er- 
Hebungen, die höchsten Höhen nur 1255—1569 Meter hoch über 
dem Meere an der Somme fortlaufend nur geringere Erhebungen, 
endlich in einem kurzen Strich dem Meere näher nur Ebenen und 
Sümpfe. Dies ist die Halbinsel Frankreich, ein großes, schönes 
Land, reich an mannichfaltigen Gütern, 9500 Quadratmeilen groß, 
mit 36 Millionen Menschen. 
Werfen wir einige Blicke auf den Charakter des Volkes. Am 
auffallendsten und merkwürdigsten in dem französischen National- 
charakter ist das Gepräge, das ihm die Hauptstadt des Landes auf- 
gedrückt hat und fortwährend ausdrückt. Ganz Frankreich würde 
ein anderes Frankreich sein, wenn für Paris irgend eine Stadt 
an der Rhone, Loire oder unmittelbar am Ocean seine Hauptstadt 
geworden wäre. Mit Paris sind alle Franzosen zu sehr in das 
gallische Element eingetaucht und untergetaucht worden. Dieses 
Element mußte auf die Eingewanderten auf jeden Fall den größten 
Einfluß haben, aber sicher würde dieser Einfluß nicht so groß ge- 
Wesen sein, wenn die große Hauptstadt nicht recht in dem gallischen 
Kern gelegen hätte. Es läßt sich ziemlich klar und genau nach- 
weisen, wie die nachbarliche normännische Windigkeit und Abenteuer- 
lichkeit, und die gallische Leichtfertigkeit und Lustigkeit zusammen 
dem Ganzen die Gestalt gegeben haben, die es jetzt hat. Von Paris 
aus, welches im Mittelalter ein Herd war, an welchem schon da- 
mals Kunst und Wissenschaft sich wärmte, ist alles Uebrige des 
* Nach E. M. Arndts „Versuch in vergleichender Völkergesidichte".
	        
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