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fläche, welche alles niedrige Gebüsch und Gesträuch überdeckt hat, 
hervor. Das Wild kommt aus den dichten Waldungen, und nähert 
sich den menschlichen Wohnungen. In den Gärten, oft über die 
unter Schnee begrabenen Zäune und Gehege hinweg, kommen die 
Hasen, dem unter dem Schnee verborgenen Kohl nachspürend, Füchse 
und Wölfe umschleichen die Dorfschaften, dem Geflügel und den 
Hausthieren nachstellend, Krähen und Raben lauern von Bäumen 
und Gebäuden herab auf Nahrung, und die Goldammern und Sper- 
linge suchen ganz in der Nähe der Häuser und Ställe, auf den 
Straßen und den dampfenden Düngerhaufen nach Futter. Röthlich 
weiße Rauchsäulen steigen aus den Schornsteinen lothrecht in die 
Luft, und der Hauch der Menschen zieht sich als grauer Rauch vom 
Gesichte weg, oder setzt sich als Reif an Haare und Kopfbekleidung. 
See'» und Flüsse, welche im Sommer die an ihren Seiten woh- 
nenden Menschen trennten, sind nun mit so dickem Eise bedeckt, daß 
schwer beladene Schlitten und Wagen sicher über sie hinfahren, und 
sie bilden dann in diesen Ländern, welche an gebauten Straßen 
so arm sind, vortreffliche Wege. 
Im südlichen Theile Mittel-Europa's, in den vor den kalten 
Ostwinden geschützten Ländern, fällt zwar auch Schnee, welcher auf 
den Gebirgen ekte beträchtliche Höhe erreicht, in den ebenen und 
tieferen Strichen ist er aber von keiner langen Dauer. Nur die 
langsamer fließenden Gewässer bedecken sich, und das'aus nicht lange 
Zeit, mit Eis. Der Schnee schmilzt öfter weg und kehrt wieder, 
und wenn auf eingetretenes Thauwetter plötzlich wieder Frost folgt, 
wird die Oberfläche mit Eis (Glatteis) überzogen, welches aber bald 
wieder entweder durch neu eintretendes Thauwetter, oder wiederum 
fallenden Schnee beseitigt wird. 
Im südlichen Europa werden nur die hohen Gebirge beschneit 
und die Gewässer in den nördlichsten und höchsten Gegenden dieser 
Länder auf wenige Tage mit dünnem Eis belegt. In den südlichsten 
und tief liegenden Gegenden sind Schnee und Eis den Bewohnern 
fast unbekannt. Der Winter ist dort so, wie im mittleren Europa 
der April und Mai; denn viele Pflanzen sind dort grün, und ein 
großer Theil der Bäume verliert sein Laub nicht ganz. Zugvögel, 
welche im Sommer im nördlichen und mittleren Europa nisten, kom- 
men in großen Schaaren hierher, um den Winter hier zuzubringen 
und die wärmere Jahreszeit zu erwarten, bei deren Eintreten sie 
sich allmälig nordwärts begeben, um dort den Sommer über zu 
bleiben und sich zu vermehren. Nur wenige der im mittleren Europa 
nistenden Wandervögel verlassen Europa ganz, das mittelländische 
Meer überfliegend und dem heißen Afrika zueilend, z. B. mehrere 
Schwalbenarten, Störche und Kraniche. Störche bleiben öfter den 
Winter über im südlichsten Spanien, ebenso die Nachtigallen; der 
Pirol aber zieht bis Indien. Großbritannien und Irland, von
	        
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