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förmigen Gängen am Himmel empor, bis sie am 21. Juni 23^2 
Grad über den Horizont sich erhoben hat. Sie steht daher in der 
Mitte des Sommers, wenn sie ihren höchsten Stand erreicht hat, 
nicht höher als bei uns um Weihnachten. Nach dem 21. Juni 
steigt sie, immer in Schraubengängen, wieder hinab. Den 22. Sep- 
tember geht sie mathematisch, anfangs Oktober geht sie physisch 
unter. Erst am 31. November verliert sich der letzte Dämmerschein 
vom Himmel. 
Demnach währt auf dem Pole der mathematische Tag 4386 
Stunden, der physische Tag und die Dämmerung 6885 Stunden, 
gänzliche Nacht ist es blos 1887 Stunden, und was das Licht an- 
langt, so kommt der Pol gegen die andern Erdtheile durchaus nicht 
zu kurz. Zwar hat er jährlich nur einen Tag, aber dieser ist so 
lang als alle unsere Tage zusammen, und an Dämmerung ist er 
doppelt so reich als Deutschland, und fast doppelt dreimal so reich 
als der Aequator. 
Hierzu kommt der Mond, welcher während der halbjährigen 
Nacht sechsmal seine bekannten Gestalten (Neu-, Halb-, Vollmond) 
annimmt, an der Sonne und ihrem Lause sich gar nicht betheiligt, 
sondern mit den andern Gestirnen wandelnd wie diese binnen 14 
Stunden einen Kreis am Himmel durchläuft, zugleich aber auch die 
bekannten 12 Himmelszeichen durchschreitet, und folglich, in Schrauben- 
gangen hinabsteigend, während des Neumondes die unter dem Hori- 
zont befindliche Sonne besucht, also für einige Zeit vom Himmel 
verschwindet. 
Während der Mond abwesend ist, regieren am Himmel die 
Nordlichter, bei denen es oft so hell, ja wohl noch heller als beim 
Vollmond ist; doch ist es merkwürdig, daß der Vollmond die meisten 
Sterne vom Himmel verscheucht, und nur die Sterne erster und 
zweiter Größe noch leuchten läßt: beim Nordlicht dagegen funkelt 
die Himmelsveste in voller Pracht, selbst durch die hellsten rothen 
Strahlen sieht man deutlich auch die kleinsten Sterne. 
»Wo Licht ist, da finden wir gemeinschaftlich auch Wärme, dem- 
nach wird es wohl am Pole ziemlich heiß sein?« 
Noch war Niemand am Pole, die grausigste Kälte macht ihn 
unzugänglich Mond-, Nord- und Dämmerlicht sind bekanntlich 
kalt; das Licht aber, welches der Pol von der Sonne empfängt, ist 
stets nur ein schiefes. 
Ein Blatt Papier gegen eine Kerze gehalten macht einen großen 
Schatten, wenn die Kerzenstrahlen senkrecht; einen kleinen, wenn sie 
schief daraus fallen; so auch das Licht der Sonne; auf den Aequator 
fallen ihre Strahlen senkrecht, und machen ihn heiß, über den Pol 
streichen sie in schräger Richtung und lassen ihn kalt. 
Auf hohen Bergen herrscht bekanntlich fortwährend eine sehr 
große Kälte, so daß die höchsten Berge Gletscher, mit ewigem Eise
	        
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